Wie der Phönix aus der Asche: Familie May baut aus ihrem völlig abgebrannten Hof einen Vorzeigebetrieb für Bio-Schweine auf.
Ställe brennen lichterloh, alles voller Rauch, Sirenen durchbrechen die nächtliche Stille, die Feuerwehreinsatzfahrzeuge sind überall! Was wie ein Katastrophenfilm klingt, wurde auf dem Hof der Familie May im unterfränkischen Junkershausen im November 2015 entsetzliche Realität. Menschen kamen zum Glück nicht ums Leben.
Knapp sieben Jahre später – nach Monaten der Verzweiflung, gesundheitlichen Tiefschlägen und jahrelanger Bauzeit – glänzt der Biohof May heute als Vorzeigebetrieb im Bereich der Schweinehaltung. Doch der Weg war steinig. „Meine Eltern standen vor einer Ruine, vor den Scherben ihres Lebens. Es war emotional brutal“, erzählt Landwirt Christian May, ältester Sohn der damaligen Hofbetreiber Klara und Dietmar May: „Sie wussten nicht, wie es weitergeht, weder wie noch ob noch mit wem.“ Nicht einmal die Hofnachfolge war geklärt.
„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Bio-Bäuerin zu werden.“
Christian May, der in Witzenhausen und Wien Öko-Landbau studiert hat, lebte damals mit seiner Frau Rebekka in Frankfurt und arbeitete in einer ökologischen Unternehmensberatung. Ausschlaggebend für die Entscheidung, den Hof der Eltern zu übernehmen, war am Ende Rebekkas Votum. Auf die Frage, ob sie es sich vorstellen könne, auf dem Betrieb seiner Eltern zu arbeiten, antwortete die studierte Medienexpertin aus Gießen: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als Bio-Bäuerin zu werden.“
„Nachdem sich die beiden Generationen gemeinsam erneut für Schweinehaltung entschieden hatten, machten sich Christian und sein Vater auf monatelange Tour durch Deutschland und Österreich. Sie ließen sich von den verschiedensten Öko-Betrieben inspirieren, von unterschiedlichen Firmen beraten – und planten und bauten dann, was ihnen selbst am besten gefiel.
„Wir wollten Ställe, wo jeder gerne Schwein sein möchte.“
„Unsere vier Zwergziegen sind die besten Bodyguards.“
Außergewöhnlich ist auf dem Biohof May, dass in achtgliedriger Fruchtfolge – also nacheinander Weizen, Hafer, Roggen, Ackerbohnen, Dinkel, Gerste und zwei Jahre hintereinander Luzerne-Kleegras – angebaut wird. Der Großteil wird für die eigene Futtermischung der Hoftiere verwendet. „Wir sind überzeugt, dass der Boden im Kreislauf des Lebens eine ganz besondere Stellung einnimmt“, erklärt Christian May. „Ein gesunder Boden erzeugt gesunde Pflanzen, gesunde Pflanzen erzeugen gesunde Tiere – und gesunde Tiere und Pflanzen halten den Menschen gesund.“
Die Umstellung auf Bio fand bereits im Jahr 1989 statt, als Christian Mays Eltern sich dem Naturland-Verband anschlossen. „Schon meine Eltern waren von dem modernen und sozialen Weg überzeugt“, schwärmt der 39-Jährige Hoferbe. “Heute haben wir einen grandiosen Berater bei Naturland, der uns in allen Belangen unglaublich gut unterstützt.“
„Für unseren Dinkelreis sind wir in der ganzen Region bekannt – sogar bei Frankfurter Spitzengastronomen.“
In Deutschland wird immer weniger Fleisch produziert – und gegessen. 2021 nahm die Menge im fünften Jahr in Folge ab, so das Statistische Bundesamt. Besonders groß ist mit 2,9 Prozent der Rückgang beim Schweinefleisch. Mit 5,0 Millionen Tonnen liegt Schweinefleisch immer noch mit Abstand auf dem ersten Platz. Insgesamt produzierten die Schlachtunternehmen 7,6 Millionen Tonnen Fleisch - 2,4 Prozent weniger als 2020.
Die über 5.000 Jahre alte Kulturpflanze Dinkel ist dank ihrer Robustheit und Inhaltsstoffe derzeit sehr beliebt. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Getreidesorten hält Dinkel aufgrund seiner harten Schalte Schädlinge auf natürliche Weise fern. Und anders als herkömmlicher Reis wächst Dinkel auch in unseren Breitengraden - und ist damit klimaschonend regional anbaubar. Dinkelreis hat einen hohen Nährwert - etwa im Vergleich zu Weizen - und schmeckt wunderbar im Risotto, als Reispfanne oder pur als Beilage.
Schweine gelten bei vielen noch als dreckig und faul: Das ist ein haltloses Vorurteil. Im Dreck wälzen sie sich beispielsweise nur, um Sonnenbrände zu verhindern und sich vor Ungeziefer zu schützen. Abgesehen von gelegentlichen Schlammbädern sind Schweine sehr saubere Tiere. Auch in den kleinsten Ställen trennen sie Schlafort, Futterplatz und Klo strikt voneinander, wenn irgendwie möglich. Auf Öko-Betrieben, wie die von Naturland, nutzen Schweine meist den Außenbereich, um ihr Geschäft zu erledigen. Auch faul sind sie nicht. Im Gegenteil: Sie spielen gerne, wollen beschäftigt werden und können, wenn es darauf ankommt, bis zu gut Stundenkilometer schnell laufen.
In Deutschland werden jährlich rund 27 Millionen Schweine aufgezogen – nur gut ein Prozent von ihnen werden ökologisch gehalten und ernährt. In Europa ist Deutschland der größte Produzent von konventionellem und ökologischem Schweinefleisch. Im Stall steht den Öko-Schweinen im Vergleich zu den konventionellen Artgenossen der dreifache Platz zur Verfügung. Ein ständiger Auslauf ins Freie ermöglicht den Schweinen Bewegung und Klimareize (Regen, Wind, Sonne) senken die Keim- und Schadgasbelastung gegenüber geschlossenen Stallungen.
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