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Klimafreundlicher Bio-Tee aus der Halbwüste Südafrikas

Bereits vor 100 Jahren wurde der Naturland Fair zertifizierte Rooibostee aus Südafrika so angebaut wie heute - als Bio-Tee.

Mai | 2023
Bildrechte: © Naturland / Christian Nusch

Er ist beliebt bei Teetrinker:innen auf der ganzen Welt – und dabei so klima- und umweltfreundlich wie kaum ein anderes Genussmittel. Der rötliche Rooibostee enthält die wertvollen Mineralstoffe Eisen, Kalzium und Magnesium. Seine antibakterielle, antiallergische und stimmungsaufhellende Wirkung schätzten indigene Völker schon immer.

 

Der Bioberater von TopQualiTea, ein Naturland Fair Partner für Bio-Tees, steht auf einer sandigen Piste mitten in den Zedernbergen nördlich von Kapstadt. In beachtlichem Tempo kommen vier Maultiere auf ihn zu. Sie ziehen einen Holzkarren, auf dem sich Bündel mit Rooibostee türmen. Der Berater kann sich gerade noch nach der Ernte erkundigen „Ist gut dieses Jahr“ - bevor der eilige Bauer auf seinem Weg zum Sammelplatz der Heiveld Kooperative um die Wegbiegung verschwindet. Die Halbwüste nördlich von Kapstadt mit ihren bizarren Felsformationen ist schön, aber so trocken, dass abseits der wenigen Wasserläufe nur an die Trockenheit und den sandigen Boden angepasste Pflanzen gedeihen.

Die neue Ernte des Bio-Rooibos wird zur Sammelstelle der Kooperative gebracht.
Die neue Ernte des Bio-Rooibos wird zur Sammelstelle der Kooperative gebracht.

Hier wächst ein unscheinbarer grüner Busch, dessen spitze, nadelähnliche Blätter sich erst mit der Fermentierung rostrot verfärben: der Rotbusch, auf Afrikaans „Rooibos“. Heute ist Roiboostee ein bedeutendes Exportgut, das auch von großen Farmen kommerziell angebaut wird. Um neben den „Großen“ zu bestehen, haben sich die Kleinbauernbetriebe aus der Gegend in der Heiveld Kooperative zusammengeschlossen. Die 51-jährge Mercia Pamela Petersen besitzt gerade einmal zwei Hektar Land. An ihrer schrundigen Hand lässt sich ablesen, dass sie ihren Boden ohne jede technische Hilfe bestellt. „Zum Pflügen leihe ich mir einen Esel aus“, erzählt sie auf Englisch, in dem die Melodie des Afrikaans mitklingt.

"Das Unkraut entferne ich mit Hacke und Spaten. Auch die Ernte ist reine Handarbeit."

Mercia stammt aus dem indigenen Volk der San, so, wie die meisten hier auf den Feldern. Sie ist im Morgengrauen aufgestanden, mit ihren Helfern zum Feld gelaufen, hat dort bis Mittag die Sichel geschwungen am Ende und ihre Ernte zur Sammelstelle gebracht. Ein langer Tag: Zur Erholung schenkt sich Mercia den eigenen Bio-Tee aus der mitgebrachten Thermoskanne ein.

Die 51-jährge Teebäuerin Mercia Pamela Petersen erntet ihren Tee in reiner Handarbeit.
Die 51-jährge Teebäuerin Mercia Pamela Petersen erntet ihren Tee in reiner Handarbeit.

Die Arbeitsweise der Südafrikanerin mag auf den ersten Blick rückständig wirken. Doch im Zeitalter des Treibhauseffekts erweist sich die ursprüngliche Art des Anbaus geradezu als zukunftsweisend. Am Ende ist der Tee ein nahezu CO2-neutrales Produkt. Beim Anbau wird meistens keinerlei fossile Energie gebraucht. Die Landwirt:innen verwenden weder künstlichen Dünger noch Pestizide, deren Produktion und Transport energieintensiv sind.

Auf die Frage, ob das nicht die Ernte schmälert, schüttelt der Bioberater den Kopf. Er heißt Bennie Wessels und ist ein erfahrener Mann.

Bioberater Bennie Wessels weiß um die Vorzüge des traditionellen Anbaus des Bio-Tees.
Bioberater Bennie Wessels weiß um die Vorzüge des traditionellen Anbaus des Bio-Tees.

„ Bei uns wird der Tee nicht in Monokulturen angebaut, die für Ungeziefer besonders anfällig sind. Sondern er gedeiht auf kleinen Feldern zwischen den Felsen."

Um gut zu gedeihen, braucht Rooibos nur die richtige Mischung aus Sonne und Regen und die Felder gelegentlich eine Zwischenfrucht zur Bodenerhaltung. Auch bei der Weiterverarbeitung wird kaum Energie eingesetzt. Lediglich etwas Diesel für die Häckselmaschine, die die Zweige zerkleinert. Getrocknet wird der Tee nach der Fermentierung unter der Sonne.

In der Halbwüste nördlich von Kapstadt wird der Rooibostee wie vor 100 Jahren schon angebaut und geerntet.
In der Halbwüste nördlich von Kapstadt wird der Rooibostee wie vor 100 Jahren schon angebaut und geerntet.

An der Sammelstelle, im Schatten eines großen Baumes, stehen dicht an dicht die Säcke mit dem frisch geernteten Tee. Er duftet würzig, Qualität und Menge stimmen. Das Einzige, was allen Beteiligten Sorgen macht, ist das heißer und trockener werdende Klima. Sie befürchten, dass es den Anbau von Rooibostee schwieriger machen wird. Dann müssten die Felder in den kühleren Süden des Lands am Kap der Guten Hoffnung verlegt werden. Für die Erzeuger:innen, deren Land in den Zedernbergen liegt, käme das einer Katastrophe gleich. „Dabei sind sie am allerwenigsten für den Klimawandel verantwortlich“, meint der Bioberater. „Klimafreundlicher als sie kann man Bio-Tee nicht produzieren.“

Klimafreundlicher als die Bauern und Bäuerinnen der Heiveld Kooperative kann man nicht produzieren.
Klimafreundlicher als die Bauern und Bäuerinnen der Heiveld Kooperative kann man nicht produzieren.
Schon gewusst?

Rot heißt Start.

Etwa im Februar wird der Rotbusch seinem Namen gerecht: die nadelförmigen grünen Blätter verfärben sich rötlich und die Erntezeit beginnt. Der Naturland Fair zertifizierte Tee wird traditionell mit der Sichel von Hand geerntet. Die Blätter werden etwa einen halben Meter über dem Boden abgeschnitten und in Bündel geschnürt. Besonders wichtig ist das stetige Setzen von Jungpflanzen. So wird der Lebensraum für Nutzinsekten erhalten und für natürliche Schädlingsbekämpfung gesorgt.

Lebenskunst in der Halbwüste.

Der Rotbusch ist in den Zedernbergen tief verwurzelt - und zwar, im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Wurzelsystem verzweigt sich so tief in den Boden, bis es das Grundwasser erreicht. Der Boden ist sandig und karg, das Klima heiß und trocken: Idealbedingungen, die den Rotbusch prächtig gedeihen lassen. Er stäubt sich auch hartnäckig gegen jeden Verpflanzungsversuch. Ohne Blick auf seine Zedernberge lässt er konsequent die Blätter hängen.

Gut für die Verbrecherjagd.

Der Rooibostee wird gerne als südafrikanisches Nationalgetränk bezeichnet. In Bayern, wo das Bier, oder in Ostfriesland, wo der schwarze Tee diesen Titel trägt, versteht man sofort, was damit gemeint ist – auch mengenmäßig. Allen anderen sei die höchstunterhaltsame Krimireihe um Mma Precious Ramotswe und ihre "The No.1 Ladies' Detective Agency" von Alexander McCall Smith empfohlen. Fazit: erstmal einen Rooibostee.

Teatime? Anytime!

Bei Rooibostee kann man eigentlich nichts falsch machen. Da er kein Koffein und wenig Gerbstoffe hat, muss man nicht einmal auf die Ziehzeit achten. Empfohlen wird pro Tasse ein Teelöffel getrocknete Blätter: aber das ist nur ein Richtwert. Der Tee schmeckt heiß und kalt, mit Zitrone, Vanille, Honig oder Milch. Er kann zu jeder Tageszeit getrunken werden, da er keine aufputschende Wirkung hat.