Bereits vor 100 Jahren wurde der Naturland Fair zertifizierte Rooibostee aus Südafrika so angebaut wie heute - als Bio-Tee.
Er ist beliebt bei Teetrinker:innen auf der ganzen Welt – und dabei so klima- und umweltfreundlich wie kaum ein anderes Genussmittel. Der rötliche Rooibostee enthält die wertvollen Mineralstoffe Eisen, Kalzium und Magnesium. Seine antibakterielle, antiallergische und stimmungsaufhellende Wirkung schätzten indigene Völker schon immer.
Der Bioberater von TopQualiTea, ein Naturland Fair Partner für Bio-Tees, steht auf einer sandigen Piste mitten in den Zedernbergen nördlich von Kapstadt. In beachtlichem Tempo kommen vier Maultiere auf ihn zu. Sie ziehen einen Holzkarren, auf dem sich Bündel mit Rooibostee türmen. Der Berater kann sich gerade noch nach der Ernte erkundigen „Ist gut dieses Jahr“ - bevor der eilige Bauer auf seinem Weg zum Sammelplatz der Heiveld Kooperative um die Wegbiegung verschwindet. Die Halbwüste nördlich von Kapstadt mit ihren bizarren Felsformationen ist schön, aber so trocken, dass abseits der wenigen Wasserläufe nur an die Trockenheit und den sandigen Boden angepasste Pflanzen gedeihen.
Hier wächst ein unscheinbarer grüner Busch, dessen spitze, nadelähnliche Blätter sich erst mit der Fermentierung rostrot verfärben: der Rotbusch, auf Afrikaans „Rooibos“. Heute ist Roiboostee ein bedeutendes Exportgut, das auch von großen Farmen kommerziell angebaut wird. Um neben den „Großen“ zu bestehen, haben sich die Kleinbauernbetriebe aus der Gegend in der Heiveld Kooperative zusammengeschlossen. Die 51-jährge Mercia Pamela Petersen besitzt gerade einmal zwei Hektar Land. An ihrer schrundigen Hand lässt sich ablesen, dass sie ihren Boden ohne jede technische Hilfe bestellt. „Zum Pflügen leihe ich mir einen Esel aus“, erzählt sie auf Englisch, in dem die Melodie des Afrikaans mitklingt.
"Das Unkraut entferne ich mit Hacke und Spaten. Auch die Ernte ist reine Handarbeit."
Mercia stammt aus dem indigenen Volk der San, so, wie die meisten hier auf den Feldern. Sie ist im Morgengrauen aufgestanden, mit ihren Helfern zum Feld gelaufen, hat dort bis Mittag die Sichel geschwungen am Ende und ihre Ernte zur Sammelstelle gebracht. Ein langer Tag: Zur Erholung schenkt sich Mercia den eigenen Bio-Tee aus der mitgebrachten Thermoskanne ein.
Die Arbeitsweise der Südafrikanerin mag auf den ersten Blick rückständig wirken. Doch im Zeitalter des Treibhauseffekts erweist sich die ursprüngliche Art des Anbaus geradezu als zukunftsweisend. Am Ende ist der Tee ein nahezu CO2-neutrales Produkt. Beim Anbau wird meistens keinerlei fossile Energie gebraucht. Die Landwirt:innen verwenden weder künstlichen Dünger noch Pestizide, deren Produktion und Transport energieintensiv sind.
Auf die Frage, ob das nicht die Ernte schmälert, schüttelt der Bioberater den Kopf. Er heißt Bennie Wessels und ist ein erfahrener Mann.
„ Bei uns wird der Tee nicht in Monokulturen angebaut, die für Ungeziefer besonders anfällig sind. Sondern er gedeiht auf kleinen Feldern zwischen den Felsen."
Um gut zu gedeihen, braucht Rooibos nur die richtige Mischung aus Sonne und Regen und die Felder gelegentlich eine Zwischenfrucht zur Bodenerhaltung. Auch bei der Weiterverarbeitung wird kaum Energie eingesetzt. Lediglich etwas Diesel für die Häckselmaschine, die die Zweige zerkleinert. Getrocknet wird der Tee nach der Fermentierung unter der Sonne.
An der Sammelstelle, im Schatten eines großen Baumes, stehen dicht an dicht die Säcke mit dem frisch geernteten Tee. Er duftet würzig, Qualität und Menge stimmen. Das Einzige, was allen Beteiligten Sorgen macht, ist das heißer und trockener werdende Klima. Sie befürchten, dass es den Anbau von Rooibostee schwieriger machen wird. Dann müssten die Felder in den kühleren Süden des Lands am Kap der Guten Hoffnung verlegt werden. Für die Erzeuger:innen, deren Land in den Zedernbergen liegt, käme das einer Katastrophe gleich. „Dabei sind sie am allerwenigsten für den Klimawandel verantwortlich“, meint der Bioberater. „Klimafreundlicher als sie kann man Bio-Tee nicht produzieren.“