Bio-Honig aus Mexiko

Imkern ist auf Yucatán in Mexiko ein wichtiger Beruf, der viele Menschen ernährt. Wir zeigen, wie bei unserem Naturland-Partner der süße Bio-Honig geerntet wird. 

Juni | 2023
Bildrechte: © Naturland/Christian Nusch

Hochwertigen Bio-Honig erntet nur, wer die Imkerei richtig gelernt hat und weiß, worauf es bei der organischen Produktion ankommt. Abgesehen von den entsprechenden Naturland-Richtlinien für die Imkerei ist für unseren Naturland-Partner EDUCE die Ausbildung der Produzenten auf der tropischen Halbinsel Yucatán deshalb ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit in Mexiko.

Sachte bläst die junge Frau Rauch in den offenen Bienenkasten. Das beruhigt die Bienen. Friedlich summen sie vor sich hin, obwohl sich Menschen an ihren Waben zu schaffen machen. Zweifelnd blickt Andréa Xan Hoy zu dem weiß verhüllten Mann neben ihr, ihrem Ausbilder. Der nickt der angehenden Imkerin aufmunternd zu: „Alles in Ordnung.“ Dann zeigt er ihr, wie man die einzelnen Waben geschickt aus dem Kasten hebt, ohne die Tiere zu reizen.

Jorge Xan Lopez ist seit 23 Jahren Imker. Ein erfahrener Mann, der seine Bienen so gut kennt, dass er die Kästen ohne Handschuhe öffnen kann. „Bienen sind einfach wunderbare Tiere. Ich bewundere sie sehr für die Art, wie sie arbeiten“, schwärmt der 56-Jährige.

 

Andréa Xan Hoy erlernt den Beruf der Imkerin.
Andréa Xan Hoy erlernt den Beruf der Imkerin.
Jorge Xan Lopez kennt seit 23 Jahren die Eigenheiten seiner Bienen genau.
Jorge Xan Lopez kennt seit 23 Jahren die Eigenheiten seiner Bienen genau.

 

„Aber auch dafür, wie sie mit mir kommunizieren und zeigen, was sie brauchen.“ Summt die Biene tief und fliegt dabei ruhig und langsam, ist sie entspannt. Wird der Ton dagegen schrill und die Flugbewegung eckig, steht sie unter Stress. Dieses Wissen, aber auch seine Begeisterung gibt Jorge an die Nachwuchsimker weiter, die er heute zu seinen Stöcken mitgenommen hat.

Für Deutschland ist Mexiko einer der wichtigsten Honig-Lieferanten. Allein auf der Halbinsel Yucatán leben mindestens 25.000 Familien von der Honigproduktion. Der Naturland Partner EDUCE ist mit seinen 775 Mitgliedern, die meisten davon Klein-Imker mit wenigen Völkern, ein mittelgroßer Lieferant. Aber ein besonderer: Die Kooperative exportiert ausschließlich Naturland zertifizierten Bio-Honig.

Andréa nimmt an einem einjährigen Ausbildungsprogramm der Kooperative teil, um Mitglied bei der Kooperative zu werden. Anfangs war die 20-Jährige unsicher, ob die Arbeit mit Bienen das richtige für sie ist. „Ich hatte Angst, dass sie mich stechen.“ Sie lächelt etwas verlegen und fügt schnell hinzu: „Inzwischen verstehe ich die Tiere viel besser und finde sie wunderbar.“ Außerdem lässt sich mit dem Honig ein gutes Einkommen erwirtschaften – vor allem, mit Bio-Honig „Mit Bio-Honig kann ich doppelt so viel verdienen wie mit konventionellem“, sagt Andréa.

Die mexikanische Kooperative exportiert ausschließlich Naturland zertifizierten Bio-Honig.
Die mexikanische Kooperative exportiert ausschließlich Naturland zertifizierten Bio-Honig.

 

Was die angehenden Imker tun müssen, um die Naturland Zertifizierung zu erhalten, ist genauso Teil der Ausbildung wie der Umgang mit den Bienen selbst. Rund um die Bienenstöcke dürfen keine Pflanzengifte verwendet werden. Das müssen die Imker sicherstellen.. Doch das ist nicht ganz einfach, denn um Nahrung zu suchen, fliegen Bienen zwei bis drei Kilometer weit.

„Deshalb stellen wir unsere Bienenstöcke weit draußen in der Natur auf, dort, wo es keinen Müll gibt und niemand Gift versprüht“, sagt Ausbilder Jorge. Er nimmt weite Wege durch unwegsames Gelände auf sich, um seine Stöcke zu besuchen. Zusätzlich kontrollieren von EDUCE verpflichtete Öko-Inspektoren rund um jeden Bienenstock die Gegend. Weil das zu Fuß mühsam und nicht immer ganz sicher ist, stellt EDUCE die Kontrollen gerade auf Drohnenpatrouillen um. Finden die Inspektoren dabei ein landwirtschaftlich bestelltes Feld, suchen sie dessen Eigentümer auf und fragen ihn nach seinen Anbaumethoden. Im Zweifel müssen die Bienen umziehen, noch weiter raus in die Natur, wo keine Pestizide eingesetzt werden.

 

Ausbilder Jorge inspiziert die Bienenstöcke, die weit draußen in die Natur stehen, wo keine Pestizide eingesetzt werden.
Ausbilder Jorge inspiziert die Bienenstöcke, die weit draußen in die Natur stehen, wo keine Pestizide eingesetzt werden.

 

Der Einstieg in die Imkerei erfordert keine großen Investitionen. „Wollte ich Viehzüchterin werden, bräuchte ich viel Kapital“, sagt Andréa und lacht. „Aber Bienen sind günstig.“ Ein paar Kästen mit Königinnen, einen Schutzanzug, ein Spezialmesser und ein Rauchbereiter, das ist alles, was man braucht. EDUCE gewährt jeder und jedem, der die Ausbildung gemacht hat und Mitglied werden will, einen Kredit von umgerechnet 700 Euro. Das reicht, um sich die nötige Ausrüstung zuzulegen.

Bis es für Andréa soweit ist, wird sie Jorge noch einige Monate zu dessen Stöcken begleiten. Dort schlägt gerade die Stimmung um. Was gerade noch ein friedliches Summen war, wird nun zu einem bedrohlichen Brausen. Jorge wirft einen Blick zum Himmel. „Es wird bald regnen, deshalb kehren jetzt alle Bienen zu ihrem Stock zurück“, erklärt er seinen Schüler:innen. „Sie haben schlechte Laune, weil sie keinen Nektar sammeln können.“

Schlecht gelaunte Bienen sind auch für die Profis gefährlich. Die Imker packen rasch zusammen und entfernen sich von den Stöcken. Und noch bevor sie abgefahren sind, summt es wieder friedlich.