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Staatsmedaillen für herausragende Persönlichkeiten des Ökolandbaus in Bayern

Aktuelles von Naturland

31 August 2021

staatsmedaille naturland 350 Mit hohem ehrenamtlichem Einsatz haben sie große Verdienste für die ökologische Landwirtschaft in Bayern geleistet: Zum Auftakt der bayernweiten Bio-Erlebnistage wurden heute 20 herausragende Persönlichkeiten des bayerischen Ökolandbaus bei einem Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz mit der Verleihung der Staatsmedaille des Freistaats Bayern geehrt. Die Staatsmedaille in Silber erhielten fünf Personen für ihre Pionierleistungen in der Verarbeitung und Vermarktung von Erzeugnissen des ökologischen Landbaus. 15 Staatsmedaillen wurden für langjährige Verdienste um den Ökolandbau verliehen. Die Auszeichnungen überreichte Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Engagement für das Gemeinwohl

Hubert Heigl, 1. Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) betonte in seinem Grußwort die Bedeutung ihres Engagements für das Gemeinwohl: „Die heute geehrten Personen haben in ihren Landwirtschafts- und Verarbeitungsunternehmen Pionierarbeit für die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft in Bayern geleistet. Sie haben bio-regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut, bei denen der Nutzen für alle Beteiligten und nicht der Profit eines Einzelnen im Vordergrund steht. Statt auf maximale Arbeitsteilung und Rationalisierung setzten sie auf Ganzheitlichkeit und Vielfalt. Sie haben sich in den Verbänden des ökologischen Landbaus – Naturland, Bioland, Biokreis und Demeter – eingebracht und darüber hinaus in ihren Gemeinden und weiteren Organisationen engagiert. Leitgedanken dieser Arbeit waren und sind das Gemeinwohl sowie die ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Nachhaltigkeit.“

Ausbau der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft
In Bayern wirtschaften aktuell über 10% der Betriebe nach den Richtlinien für den ökologischen Landbau. Mit über 380.000 ha werden rund 12% der landwirtschaftlichen Fläche in Bayern ökologisch bewirtschaftet. Hubert Heigl: „Für den Schutz unserer Lebensgrundlagen ist ein weiterer und zügiger Ausbau der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft von größter Bedeutung.“ Im Namen der LVÖ bedankte er sich bei den geehrten Persönlichkeiten und sagte: „Ihr Engagement bildet die Grundlage für die Erfolgsgeschichte des Ökolandbaus in Bayern. Diese Erfolgsgeschichte wollen und werden wir in den nächsten Jahren gemeinsam fortschreiben.“

Geehrte Personen
Staatsmedaille in Silber: Nicole Stocker (München), Michael Krieger (Riedenburg/ Kehlheim), Johann Priemeier (Simbach a. Inn), Georg Scheitz sen. (Andechs), Dr. Franz Ehrnsperger (Neumarkt i.d. OPf).
Staatsmedaille: Karin Agerer (Bad Hindelang/ Oberallgäu), Josef Brunnbauer (Passau), Hubert Dietrich (Starnberg), Agnes Edenhofer (Oberhausen/ Weilheim-Schongau), Richard Haneberg (Kempten), Eckart Irion (Unterreit/ Mühldorf a. Inn), Bernadette Lex (Bockhorn/ Erding), Edeltraut Melzl-Butz (Viehhausen/ Rottenburg), Hans-Jürgen Mohl (Frensdorf/ Bamberg), Franz Obermeyer (Tengling/ Traunstein), Udo Rumpel (Werneck/ Schweinfurt), Jürgen Schilling (Rothenburg/ Ansbach), Hans Schöneberg (Höchheim/ Rhän-Grabfeld), Helmut Steber (Hohenkammer/ Freising), Otto Weiß (Königsfeld/ Bamberg).
Bayerischer Löwe: Im Rahmen des Festaktes wurde zusätzlich ein „Bayerischer Löwe“ an Johann Schneck verliehen, langjähriger Leiter der staatlichen Fachschule für Ökolandbau in Landshut-Schönbrunn. Er erhielt die Auszeichnung für seine Pionierleistungen in der Aus- und Fortbildung für den ökologischen Landbau.

Fotos der Preisträger/ des Festakts sowie eine kurze Beschreibung der Verdienste der geehrten Personen gibt es unter https://www.stmelf.bayern.de/oekofestakt

 

Naturland Preisträger im Überblick:

Frau Nicole Stocker
Geschäftsführende Gesellschafterin der Hofpfisterei

Die Hofpfisterei ist ein Pionier in der bayerischen Öko-Lebensmittelherstellung, vollständig umgestellte Filialbäckerei mit überregionaler Ausstrahlung und Filialen u.a. in München und weiteren bayerischen Städten; Öko-Tochterunternehmen Meyermühle, Metzgerei Landfrau; umfassendes Nachhaltigkeitsengagement bei Rohstoffen, Energie- und Wasserverbrauch, Verpackungen, CO2-neutrale Produktion, Unterstützung von Projekten im Bereich Biodiversität und soziales Engagement (Schulaktion Bio-BrotBox, Jugendfilmwettbewerb "Dein Blick in die Natur", Lerchenfenster, Aktion "Lebensraum" mit LBV u.a.).

Herr Dr. Franz Ehrnsperger
Senior-Chef Neumarkter Lammsbräu

Die Neumarkter Lammsbräu ist ein bayerischer Pionier in der Öko-Lebensmittelherstellung; Langjähriger Aufbau fester Lieferpartnerschaften: Gründung der Erzeugergemeinschaft für Ökologische Braurohstoffe EZÖB in den 1970er Jahren für eine möglichst regionale Rohstoffversorgung; Gründung einer Erzeugergemeinschaft für Bio-Rübenzucker; enge Kooperation mit den Lieferanten (Planung von Abnahmemengen und angemessenen Preise, Sortenauswahl, Suche nach neuen Lösungen zur Förderung der Biodiversität auf den Anbauflächen). Vorreiter im betrieblichen Umweltmanagement (energetisch optimierte Kälteanlagen; Heizenergieversorgung mit Erdgas, Nutzung der Prozessabwärme etc.); Nachhaltigkeitspreis der Neumarkter Lammsbräu (hervorgegangen aus dem Deutschen Umweltpreis 2001 für Dr. Franz Ehrnsperger); Vorsitzender Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V.

Herr Georg Scheitz sen.
Senior-Chef der Bio-Molkerei Scheitz in Andechs Landwirt und Molkereimeister

Pionier in der Bio-Verarbeitung mit viel Mut, der immer wieder Neues entwickelt hat; Pionier in der Entwicklung der Bio-Verarbeitung, Weiterverarbeitung und Vermarktung von Bio-Milch in Mitteleuropa; 100% Bio-Molkerei; Verarbeitung von Bio-Kuhmilch und Bio-Ziegenmilch; Beginn der Bio-Milchverarbeitung und -vermarktung 1980; 1995 als erste Molkerei in Europa nach EU-Öko-Audit zertifiziert, wirtschaftet nach Öko-Richtlinien; 2003 Übergabe an die nächste Generation, Engagement in der Andechser Kommunalpolitik, 10 Jahre Gemeinderat; besonders Anliegen ist die Verbesserung der Trinkwasserqualität durch die Förderung des Ökolandbaus

Frau Edeltraut Melzl-Butz
seit 1990 Naturland Mitglied

Eigentlich als Lehrerin gestartet hatte Frau Melzl-Butz gleich zu Beginn mehrere Hürden zu meistern: ist die Übernahme des elterlichen Betriebs an sich schon ein nicht immer einfacher Schritt, war dies in damaliger Zeit als Frau (!) und Quereinsteigerin (!) bei der von ihr gleichzeitig zur Bedingung gemachten Umstellung auf Ökolandbau quasi die Potenzierung an Herausforderungen. Sie führt als Überzeugungstäterin sehr engagiert und konsequent ihren Direktvermarktungsbetrieb und widerlegt als große Menschenfischerin seitdem, dass Direktvermarktung nur an geeigneten, stadtnahen Standorten möglich ist; sie wirbt seit Jahrzehnten auch als Pädagogin für den ökologischen Landbau, Waldkindergarten direkt auf dem Betrieb, großes kinderpädagogisches Angebot auf dem Hof, Direktvermarktung, Party-Service und Außer-Haus-Verpflegung, Schwerpunkt sind 40 Milchkühe im Offenfrontlaufstall, Milchmastkälber und weibliche Mastrinder dazu noch Puten, Hähnchen, Enten, Legehühner und Gänse und Gemüsebau, Hofkäserei, Hofladen, Angebot an Weiterbildungen und Kursen auf dem Hof, jährlich großes Hoffest für Kunden und Besucher. Aktives Engagement auch für Biodiversität, mit Siegerwiese bei der Wiesenmeisterschaft 2018 und Biotopfläche, die gemeinsam mit dem BN angelegt wurde. 2019 auch Gastgeberin des Netzwerkstreffens der Sozialen Landwirtschaft Niederbayern und Oberpfalz.
Edeltraut Melz-Butz hat durch ihr pädagogisches Engagement Generationen von Kindern Wissen und Erfahrungen zur Landwirtschaft und zum ökologischen Landbau vermittelt und leistet durch ihr Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit weit über den eigenen Betrieb hinaus einen wichtigen Beitrag zur Wissensvermittlung zum Ökolandbau an die Bevölkerung.

Frau Bernadette Lex
beispielhafter Öko-Landbau

Vermarktung regional und über Internetshop, familiäre Struktur, 3 Schwestern arbeiten im Betrieb Vollzeit, Vater Lorenz Lex ist ältestes Naturland Mitglied, Hof Lex inspiriert viele andere Betrieb, etabliert Hirse und Buchweizen im Anbau und in der regionalen Vermarktung, kooperiert mit vielen Betriebe in der Nachbarschaft und nimmt die Ernteprodukte ab (regionaler Verbund), Bernadette Lex ist aktiv in der Naturland-Gremienarbeit.
Bernadette Lex und ihre Familie betreiben aktive Öffentlichkeitsarbeit, sind immer wieder in den Medien, auch im Fernsehen, in unterschiedlichen Formaten präsent und in den sozialen Medien aktiv (600 Follower bei Instagram, über 1000 Follower bei Facebook). Damit sind sie ein Gesicht des Ökolandbaus in der Öffentlichkeit und leisten einen sehr wertvollen Beitrag zur Aufklärung der Bevölkerung über Landwirtschaft und Ökolandbau.
Seit 2005 ist Frau Lex Mitglied im Verein zur Förderung des ökologischen Landbaues e.V., der den Naturland e.V. bei Projekten unterstützt. Seit einigen Jahren ist sie dessen zweiter Vorstand und somit mitverantwortlich für die Führung der Geschäfte und die Vertretung des Vereins nach außen.

Herr Richard Haneberg
Öko-Pionier

Naturland Betrieb seit 1987, Hofführungen im Rahmen der Ökomodellregion, BioRegio Betrieb, Praxisbetrieb für regelmäßig Exkursionen des Spitalhofs in Kempten, langjährig bei Naturland aktiv (langjähriger Stammtischsprecher Allgäu/Gruppensprecher, Fachausschuss Rinderhaltung), Prüfungsausschuss Landwirtschafts- Schule, Bayerischer-Klima Preis 2019.

Herr Helmut Steber
Betriebsleiter Gut Eichethof

Seit 1992 Mitglied bei Naturland, Ackerbaubetrieb mit Schwerpunkt Saatgutvermehrung und Dienstleistungen im Bereich der Saatgutaufbereitung, Tierhaltung mit Rindern, Schweinen und Masthähnchen, Gemüseproduktion für das Schloss Hohenkammer, Bio-Biogasanlage mit Fernwärme,
von 1999 – 2002 Delegierter bei Naturland e.V., ab 2002 bis heute Vorstand im Erzeugerring für naturgemäßen Landbau e.V., seit 2006 zusätzlich wieder Delegierter bei Naturland e.V., seit 2017 zweiter Vorsitzender des Erzeugerrings für naturgemäßen Landbau e.V.,
Aufsichtsrat der Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG, erster Vorsitzender Bezirksvorstand Oberbayern im Landesverband Bayerischer Saatgetreideerzeuger-Vereinigungen e.V.

Herr Otto Weiß
seit über 30 Jahren bei Naturland (Umstellung 1989), lange im Landesvorstand, Delegierter, langjähriger Stammtischsprecher Oberfranken, intensive Direktvermarktung mit eigener Fleisch-/Wurstfabrikation, Mitbegründer und langjähriger Vorsitzender Bauernmarktverein Bamberg, besondere Biodiversität am Betrieb, regelmäßig Hoffeste, langjähriges kommunalpolitisches Engagement im Kreistag und Gemeinderat.

Herr Udo Rumpel
seit über 30 Jahren bei Naturland, langjähriges ehrenamtliches Engagement (Stammtischsprecher Main/Rhön, Bayern Vorstand seit 2011, Delegierter), politisch im Kreistag aktiv , engagiert sich für Bodenfruchtbarkeit, Pionierarbeit im Bereich der Kompostierung, früher Einsatz für erneuerbare Energien, u.a. Geschäftsführer eines Bürgerwindparks und Gründungsmitglied einer Bürgersolargenossenschaft.