Bio ist die Antwort - Kongress zu 40 Jahren Naturland

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit dem Naturland Präsidium sowie dem Naturland Geschäftsführer. (Foto: Maurice Weiss/Ostkreuz)

Aktuelles von Naturland

September 14, 2022

Naturland Präsident Hubert Heigl fordert von der Bundesregierung konsequentere Schritte für den dringend notwendigen Umbau der Landwirtschaft. „Mit dem Ziel von 30 Prozent Bio hat die Ampel-Koalition einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Nun müssen den Worten auch Taten folgen!“, sagte Heigl bei der Eröffnung des Naturland Kongresses „Bio ist die Antwort!“ am Dienstag in Berlin. „Wir brauchen jetzt eine Finanzierung für den bereits beschlossenen Umbau der Tierhaltung und die EU-Agrarförderung muss insgesamt neu aufgestellt werden.“

Mit dem Kongress feierte Naturland, der größte internationale Öko-Verband, sein 40-jähriges Bestehen. Mehr als 250 hochrangige Gäste aus Politik, Handel, Land- und Lebensmittelwirtschaft, darunter Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), diskutierten, wie vor dem Hintergrund der sich verschärfenden wirtschaftlichen Situation das Ziel von 30 Prozent Bio erreicht werden kann und welchen Beitrag der Ökologische Landbau zur Bewältigung der aktuellen Krisen leistet.

Özdemir: „Naturland ist ein Pionier und zeigt, was möglich und machbar ist“

Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir gratulierte Naturland in seiner Ansprache zu vier Jahrzehnten erfolgreicher, internationaler Arbeit für Nachhaltigkeit entlangOezdmir Loewenstein webMinister Özdemir begrüßt den früheren BÖLW-Vorsitzenden Felix Prinz zu Löwenstein. (Foto: Maurice Weiss/Ostkreuz) der gesamten Wertschöpfungskette: „Naturland ist ein Pionier, der den Weg zu einer Landwirtschaft aufzeigt, bei der Ökologie und Ökonomie Hand in Hand gehen. Naturland zeigt seit Dekaden, was möglich und machbar ist. Unser Ziel ‚30 Prozent Bio bis 2030‘ halte ich für wichtig und machbar, denn wir haben Veränderungen selbst in der Hand“, betonte der Minister.

Özdemir fügte hinzu: „Mit der Zukunftsstrategie Ökolandbau schmieden wir jetzt einen soliden Plan der gesamten Bundesregierung, denn bei jeder Ungeduld brauchen wir Gründlichkeit. Parallel arbeiten wir unter anderem daran, die Ökolandbauförderung und das Bundesprogramm Ökolandbau weiter zu verbessern, die Tierhaltung zukunftsfest umzubauen und die Bio-Nachfrage durch gute Regeln für die Außer-Haus-Verpflegung zu entwickeln. Ich setze weiter auf Naturland als innovativen Impulsgeber und Partner auf dem Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft.“

Böhning-Gaese: Öko-Landbau vereint Klima- und Artenschutz mit Ernährungssicherung

Die Artenschutzexpertin Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klima, betonte auf dem Kongress, wie existenziell die Menschheit auf Artenvielfalt angewiesen sei. Zugleich würden aber große Flächen gebraucht, um Nahrungsmittel zu erzeugen. Um dieses „Dilemma aufzulösen“, sei mehr Öko-Landbau ein guter Weg.

„Der Öko-Landbau ist eine intelligente, nachhaltige Landnutzungsstrategie, die gleichzeitig Artenvielfalt und Klima schützt und einen Beitrag zu gesunder Ernährung leistet“, sagte die Forscherin. Dies sei „nicht nur eine Angelegenheit der Landwirtschaft“. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft müssten gemeinsam „für den Öko-Landbau die richtigen Rahmenbedingungen schaffen“, forderte Böhning-Gaese.

„Bio ist die Antwort!“ war das Motto des Kongresses. „Dieser Satz gilt heute mehr denn je“, betonte Naturland Präsident Heigl: „Die Klimakrise und der Verlust der Artenvielfalt bedrohen unser aller Lebensgrundlagen, während die Energiekrise das Scheitern der von Öl und Gas abhängigen konventionellen Landwirtschaft offenbart. Deshalb können wir die Zukunft der Ernährung nur sichern, wenn wir die Landwirtschaft jetzt konsequent ökologisieren.“

Heigl: FDP muss ihren Widerstand aufgeben

Heigl, zugleich Vorstand für Landwirtschaft des Bio-Dachverbands BÖLW, lobte die vergangene Woche beschlossene Einführung einer gesetzlichen Haltungskennzeichnung mit eigener Bio-Stufe als wichtigen Schritt. „Jetzt muss die FDP ihren Widerstand aufgeben, damit auch die Finanzierung gesichert ist“, sagte Heigl, der auch Mitglied der sogenannten „Borchert-Kommission“ für den Umbau der Nutztierhaltung ist.

Mit Blick auf die EU-Agrarförderung fügte der Naturland Präsident hinzu: „Das bisherige System ist zu kompliziert für die Betriebe und zu wenig wirksam für die Umwelt. Der Öko-Landbau erbringt seine großen Umweltleistungen nicht durch Einzelmaßnahmen, sondern durch sein gesamtes Anbausystem. Diesen Systemansatz müssen wir auf die gesamte Landwirtschaft übertragen und die Förderung danach ausrichten.“

bi Bauer im Gespräch mit Sarah Wiener und Philipp Lahm (Foto: Marcel Weiss/Ostkreuz)Moderatorin Gabi Bauer im Gespräch mit Sarah Wiener und Philipp Lahm (Foto: Maurice Weiss/Ostkreuz)Weitere hochkarätige Podiumsgäste

Auf dem Kongress diskutierten die Bio-Köchin und EU-Abgeordnete Sarah Wiener (Österreichische Grüne) mit DFB-Ehrenspielführer und Gesundheitsunternehmer Philipp Lahm darüber, wie man Kinder schon von klein auf für gesundes Essen begeistern kann. Sowohl Wiener als auch Lahm unterstützen Kinder und Jugendliche dabei mit ihren Stiftungen.

Markt der Möglichkeiten und neuer Kampagnenfilm

Auf einem „Markt der Möglichkeiten“ zeigte Naturland seine Besonderheiten, wie etwa die Zusatzzertifizierung Naturland Fair, die Öko-Landbau und Fairen Handel in einem Zeichen verbindet, oder die Rolle des Verbands als Pionier und führender Standard-Setzer der ökologischen Aquakultur. Weitere Themen waren das Engagement von Naturland für besonders artgerechte Tierhaltung oder die Entwicklung eines noch klimaresistenteren Öko-Anbaus in sogenannten Agroforstsystemen.

Zu Beginn des Kongresses wurde der neue Naturland Kampagnenfilm „Schuld ist das System“ gezeigt, der augenzwinkernd mit dem Begriff „System“ spielt: dem System öko-soziobligatorischen Sozialrichtlinien und der Zusatzzertifizierung Naturlandale Landwirtschaft, mit dem Naturland eine Alternative zum überholten System der Ausbeutung von Mensch und Natur bietet: https://bit.ly/3Qx7ech.

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Bei Nennung der Quelle „Marcel Weiss/Ostkreuz“ sind die Bilder zur Verwendung für die Berichterstattung frei.