Keine Gentechnik durch die Hintertür
Aktuelles von Naturland
Naturland zum Start der bundesweiten „Aktionswochen für gentechnikfreies Essen“
Keine Gentechnik durch die Hintertür: Naturland appelliert an die Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten, das Vorsorgeprinzip und die Grundsätze von Wahlfreiheit und Transparenz zu verteidigen. „Der Schutz von Verbraucher:innen und Landwirt:innen darf nicht geopfert werden, nur um der Saatgut-Industrie mit einer Deregulierung der so genannten neuen Gentechnik ein lukratives Geschäftsmodell zu eröffnen,“ sagte Naturland-Präsident Hubert Heigl am Freitag zum Auftakt der bundesweiten „Aktionswochen für gentechnikfreies Essen“.
Hintergrund sind die Pläne der EU-Kommission, die so genannte neue Gentechnik (NGT) künftig weitgehend zu deregulieren. Allerdings regt sich zumindest bei einem Teil der Mitgliedsstaaten auch Widerstand gegen die Pläne der Kommission, weshalb der vor über einem Jahr vorgelegte Gesetzentwurf derzeit noch auf Eis liegt. In den vor wenigen Tagen vorgestellten Empfehlungen des Strategischen Dialogs, die der neuen EU-Kommission als Richtschnur bei der Gestaltung der Vision für Landwirtschaft und Ernährung dienen sollen, wird das Thema Gentechnik unterdessen nur indirekt angesprochen, klare Festlegungen werden vermieden.
Gemeinsame Aktionswochen informieren und halten Aufmerksamkeit wach
Zahlreiche Verbände aus der Land- und Lebensmittelwirtschaft sowie dem Umweltschutz, darunter AbL, BUND, Bioland, Demeter und Naturland, laden deshalb zu den „Aktionswochen für gentechnikfreies Essen“ ein, die vom 13. September bis zum 13. Oktober bundesweit stattfinden. Unter dem Motto „Keine Gentechnik auf unseren Tellern und Äckern“ sollen die Aktionswochen die Aufmerksamkeit dafür wachhalten, dass die EU-Kommission eine Deregulierung der Gentechnik plant. Bei Hoffesten, Diskussionsveranstaltungen und Filmabenden sollen Bürgerinnen und Politiker erfahren, wie die Brüsseler Pläne die gentechnikfreie Lebensmittelerzeugung und die Nahrungsmittelsicherheit bedrohen. Weitere Informationen gibt es hier.
Genetische Einfalt auf den Äckern – Vorsorgeprinzip mit Füßen getreten
Naturland-Präsident Heigl warnt, dass mit den bisherigen Plänen der EU-Kommission einer massenhaften Patentierung von Pflanzen Tür und Tor geöffnet würden. „Die Folge werden aber keine Fortschritte in der Pflanzenzüchtung sein, sondern im Gegenteil: „Unabhängige Pflanzenzüchter verlieren den freien Zugang zu genetischem Material und ihre Arbeit wird wirtschaftlich uninteressant. Die Landwirtschaft wird zunehmend in die Abhängigkeit von wenigen Saatgut-Firmen getrieben werden. Auf den Äckern hält genetische Einfalt Einzug statt der Vielfalt, die wir brauchen, um den Herausforderungen es Klimawandels zu begegnen.“
Zudem würde in den allermeisten Fällen keinerlei Risikoprüfung mehr stattfinden. Denn der weit überwiegende Teil der manipulierten Pflanzen würde in die sogenannte Kategorie 1 fallen, die angeblich ‚gleichwertig‘ mit Pflanzen aus herkömmlicher Züchtung sein sollen. Die Definition dieser Kategorie ist aber vollkommen willkürlich. „Das Vorsorgeprinzip wird so mit Füßen getreten“, warnte Heigl.
Zwar erkennt die Kommission an, dass all das mit den Prinzipien des Öko-Landbaus nicht vereinbar ist. Wie aber Bio-Betriebe in Zukunft die Gentechnik-Freiheit ihrer Produktion in der Praxis sichern sollen, ohne Kennzeichnungspflicht und Transparenzregeln, bleibt bislang völlig offen. Auch die Frage, wer im Falle einer Kontamination von Bio-Erzeugnissen mit neuen Gentechniken die Verantwortung und damit die Kosten trägt, bleibt ungeklärt. „Hier muss das Verursacherprinzip gelten“, forderte Heigl.