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Porträt Präsident
Hubert Heigl

"Wir brauchen Luft auf den Höfen"

Familie Heigl züchtet Schweine im Landkreis Regensburg. Das Ehrenamt bei Naturland und die Vorstandschaft beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft fordern den ganzen Menschen.

"Ich möchte das, was wir tun, auch sagen können." Das ist Hubert Heigls Leitspruch. Seit 2017 leitet der Landwirt Naturland. Seine Frau und er wirtschaften bereits seit 1998 nach den Standards des Öko-Verbands. "Naturland setzt sich mit gesundem Pragmatismus für den Öko-Landbau ein. Wir regeln die Dinge, damit wir konsequent ehrlich und transparent sind in dem, was wir tun."

Zum Öko wurde Heigl als Student: Damals wurde das Unkrautvernichtungsmittel Atrazin im Grundwasser seiner Heimat nachgewiesen. Die hormonwirksame Chemikalie – heute verboten - war durch das Karstgestein des Oberpfälzer Jura bis in die Tiefe gesickert. Für den Agrarexperten, lange Zeit aktiv als Landwirtschaftsberater beim Freistaat Bayern, stand fest: "Diese Art der Landwirtschaft kann nicht der Weg sein.

Ferkel, Sauen und Eber an der frischen Luft

Dass es bei den Heigls anders zugeht, entzückt regelmäßig Spaziergänger, die am Hof vorbeikommen und draußen die Schweine entdecken. Die Ferkel, Muttersauen und mächtigen Eber leben in geräumigen Ställen mit einem überdachten und einem offenen Bereich, sogenannte Außenklimaställe. "Die Zähne unserer Tiere sind nicht geschliffen, die Schwänze nicht kupiert", sagt Eveline Heigl. "Die Sauen können bei voller Bewegungsfreiheit abferkeln und selbst den Kontakt suchen zu ihren Neugeborenen. Ihre Ferkel bleiben sechs Wochen bei ihnen." Gefüttert werden die Tiere mit dem Öko-Getreide, das die Heigls selbst anbauen. Im Sommer gibt’s dazu Kleegras, im Winter Heu.

Eveline Heigl ist Betriebsleiterin des Hofes. Sie und Sohn Stefan, der dritte der fünf Heigl-Kinder, kümmern sich um die Zucht der rund 90 Schweine, um die Bestellung der Äcker und des Gartens mit seinen Obstbäumen. 2017 erhielt Eveline Heigl den Bayerischen Tierschutzpreis für eine Tierhaltung, die noch über die ökologischen Standards hinaus geht. Dabei hilft auch die Rasse Schweizer Edelschwein: Sie ist von Natur aus resistent gegen krankmachende Koli-Keime, so dass der Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika von vorneherein kaum nötig ist.

Bürokratie bremst die Öko-Kreativität

Die Zukunft für den Öko-Landbau sieht Hubert Heigl auf gutem Weg. "Der neue grüne Bundeslandwirtschaftsminister will endlich eine Haltungskennzeichnung auf Fleischverpackungen zur Pflicht machen. Dafür hat Naturland schon lange gekämpft! Und Cem Özdemir verspricht, sich für höhere Preise einzusetzen." Pragmatisch wie er ist, fragt Hubert Heigl sich natürlich, wie der Staat so ein Versprechen in einer Marktwirtschaft durchsetzen kann. Und er sieht auch negative Entwicklungen: noch mehr Bürokratie. Sein Appell: "Wir brauchen Luft auf den Höfen! Schmetterlinge und Vögel würden wir ja gerne zählen, aber jeden Handgriff zu dokumentieren, bremst uns in unserer Öko-Kreativität."