Betrieb Frauke Weissang

"Auch in Ecuador wollen die Leute bio kaufen"

Vor 30 Jahren wanderte die Ostfriesin Frauke Weissang nach Italien aus. Mit der eigenen Landwirtschaft ging dort ein beruflicher Traum für sie in Erfüllung.

Frauke Weissang hat ihre Kindheit auf der Nordsee-Insel Norderney verbracht, mit Kühen zum Melken und Pferden zum Reiten. Doch nach der Mittleren Reife ging es nicht so für sie weiter, wie sie wollte: Sie durfte nicht auf die Landwirtschaftsschule. Damals, Mitte der 70er Jahre, waren Frauen dort noch nicht erwünscht. Also lernte sie erstmal Hotelfachfrau und holte dann das Abitur nach.

Uritalienischer Exportschlager: Bio-Pasta

1992, nach ihrer Scheidung, zog sie mit ihren zwei Kindern nach Italien, der Liebe wegen. Auch ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft kann sie dort endlich ausleben. Frauke Weissang bestellt rund um ihr Haus bei Urbino 25 Hektar eigenes Land. Und sie arbeitet als Exportmanagerin bei der Kooperative Terrabio (www.terrabio.eu). Die 80 Köpfe starke Erzeugergemeinschaft bewirtschaftet 25.000 Hektar Land, mit Getreide, Hülsenfrüchten und Ölsaaten. Die Produkte, die Frauke Weissang exportiert, sind Naturland zertifiziert. Ihr Exportschlager ist uritalienisch: Pasta, genauer: Bio-Pasta. Gekordelt, zu Muscheln geformt, als Spaghetti.

Seit Juni 2021 ist Frauke Weissang wieder Mitglied im Naturland Präsidium; nachdem sie 2005 bis 2014 schonmal dieses Ehrenamt innehatte. Ihre Zuständigkeit sind die internationalen Mitglieder. Das Herz der italienischen Niedersächsin schlägt für die Benachteiligten dieser Welt. "Unsere durchaus ernsten Probleme in der EU sind immer noch Peanuts aus Sicht unserer Mitglieder in der südlichen Hemisphäre", sagt sie. "Jede Missernte bringt sie in existenzielle Probleme. Es gibt dort fast nirgends ein staatliches soziales Netzwerk oder gar Unterstützung für die Landwirtschaft."

Hinzu kommt die politische Instabilität in vielen Ländern und autoritäre Regime, die Vernetzungsarbeit untersagen. Naturland hat Betriebe in vielen solcher Staaten, sei es in Afrika, in Asien oder Lateinamerika. "Viele müssen sich politisch sehr zurückhalten", sagt Frauke Weissang, "damit sie überhaupt untereinander und mit uns zusammenarbeiten dürfen."

Weltweit regionale Öko-Markte – mit Frauen

Zu Weissangs großen Zielen gehört die Bildung eigener Naturland Verbände und Vermarktungsstrukturen in möglichst vielen Ländern. "Auch die Menschen auf den Philippinen oder in Ecuador wollen bio kaufen. Meine Vision ist es, weltweit regionale Öko-Märkte zu entwickeln – und zwar unbedingt mit mehr Frauen."

Nebenbei ist Frauke Weissang auch dem Hotelfach treu geblieben: Sie bietet vier Ferienwohnungen an auf ihrem kleinen Öko-Hof mitten im Naturpark. Das hell getünchte Haus steht auf einem Weinberg, mit Eseln und Pferden. Statt Urlaub im lauten Rimini an der Küste gibt es bei Frauke Weissang in den Hügeln dahinter bäuerliche Idylle. Ihre Website - www.agriturismolecesane.it - begrüßt die Gäste mit "Willkommen im Paradies!"