Ob im Garten oder auf dem Balkon, in der Stadt oder auf dem Land – mit wenigen Handgriffen kann jeder sein grünes Allerheiligstes für den anstehenden Winter vorbereiten.
Wenn es draußen kälter wird, viele Pflanzen nach und nach die Köpfe hängen lassen und sich die Blätter gelb färben, gibt es im Garten und auf dem Balkon noch ein paar Handgriffe zu tun. Mit den einfachen Tipps und Tricks von Bio-Gärtner Christian Herb überstehen die grünen Schönheiten den Winter nicht nur, sondern wachsen und erblühen im kommenden Jahr in größerer Pracht. Im Gespräch mit Magazin N erklärt der gebürtige Allgäuer, der seit 1991 zusammen mit seiner Frau Sonja und seiner Tochter Eva-Maria die Naturland Gärtnerei Herb in Kempten führt, wie man Garten und Balkon richtig für den Winter vorbereitet.
Bei den mehrjährigen Pflanzen, die im Sommer wachsen und blühen und im Herbst in ihre wohlverdiente Ruhezeit gehen, gilt es zwischen Kübelpflanzen, Stauden und Gehölzen sowie Gräsern zu unterscheiden. Kübelpflanzen gehören jetzt eingelagert. Arten wie Lorbeer, Rosmarin, Zitronenverbenen genügt meist eine helle Garage oder kalter Wintergarten, in denen es auch leicht frieren kann (ca.-1°C). Während Zitronen, Pelargonien und Fuchsienbäume gar keinen Frost vertragen.
Der neue Stellplatz ist idealerweise hell und kühl (zwischen 5 und 12 Grad). Zu warm darf es in der Ruhephase allerdings auch nicht sein, damit sie nicht weiter Energie für das Wachsen aufwenden. Über die Ruhe-Monate benötigen Kübelpflanzen auch deutlich weniger Wasser. Je nach Standort kann zwischen einmal pro Woche bis einmal pro Monat gegossen werden. Staunässe muss unbedingt vermieden werden, damit die Wurzeln nicht zu Faulen beginnen. Tropische Pflanzen wie Afrikanisches Basilikum, Ingwer und Zitronengras benötigen auch im Winter Temperaturen zwischen 12 und 18°C.
Profigärtner Christian Herb empfiehlt, Gräser erst im Frühjahr zu trimmen bzw. zurückzuschneiden. Werden die Gräser vor dem ersten Kälteeinbruch zusammengebunden, schützt dies das Herz der Pflanze zusätzlich vor Nässe und Kälte.
Stauden (in Form von Rittersporn, Pfingstrosen, Echinacea oder Astern) lässt man bereits leicht gelb werden, bevor man sie (in Beeten bodennah) zurückschneidet. Denn im Herbst bündeln die Pflanzen ihre Energie in den Wurzeln und überstehen so die große Kälte gut. Vor längeren und kälteren Wintern, in denen mehr Frost zu erwarten ist, sollte man sie zusätzlich mit Reisigzweigen oder Mulch bedecken, um sie zu schützen und die Bodenqualität zu verbessern.
Auf dem Balkon oder in Töpfen hilft es, sie zusätzlich mit Fließ oder Noppenfolie zu umwickeln, um die Wärme besser im Topf zu halten und dadurch weniger Wasser durch den Frost verdunsten zu lassen. Falls die Töpfe unter Dach stehen, darf man das Gießen auch im Winter nicht vergessen. Deshalb ist es besser, sie an einen geschützten Platz, der bei Regen aber auch nass werden kann, zu stellen.
Gleiches gilt für Gehölze wie Rosen, Obstbäume und Beerensträucher. Bei Obstgehölzen hat sich auch ein Weißanstrich der Stämme bewährt, der die Rinde vor der Wintersonne schützen.
Setzen Sie an frostfreien Tagen im Herbst Zwiebeln und Knollen für Frühblüher wie Krokusse, Blausterne, Tulpen, Narzissen und Hyacinthen. „Diese Pflanzen fühlen sich wohl, wenn sie im warmen Boden eingepflanzt werden, aber die Luft nicht mehr so warm und die Sonne nicht mehr so stark ist“, erklärt Christian Herb und fügt hinzu: „Gut verwurzelte Pflanzen können sich besser vor Schnecken schützen, sie schmecken nicht mehr so wie ganz junge, frische Pflanzen. Und sie blühen doppelt, wenn nicht dreimal so schön, als wenn man sie erst im Frühjahr einpflanzt.“ Auch für Gehölze wie Obstbäume, Rosen und Beerensträucher ist jetzt die ideale Pflanz-Zeit.
Extra-Tipp: Feldsalat, Spinat und Asiasalate wie Pak Choi lassen sich ebenfalls sehr gut im Herbst anpflanzen und sogar über den Winter immer wieder hervorragend abernten. Bei höheren Minusgraden einfach ein paar Tage mit Vlies überdecken – so bleibt der Salat immer erntefrisch.
Einjährige Pflanzen, die nur eine Vegetationsperiode wachsen, blühen und danach absterben, werden idealerweise im September und Oktober vor dem Kälteeinbruch abgeerntet und aus der Erde gezogen. Dazu gehören Kräuter wie Basilikum, Majoran und Dill oder auch blühende Gewächse wie Kapuzinerkresse und Petunien. Aus den Kräutern lässt sich bei guter Ernte klassisches Pesto machen. Auch der Weg ins Gefrierfach ist möglich, wenn nicht alles direkt verarbeitet werden kann.
Als Fruchtmumien bezeichnet man die verrotteten alten Früchte an den Obstbäumen. Sie sollten vor Wintereinbruch entfernt werden, denn in ihnen überwintern Spitzendürre (Zweigmonilia) und Fruchtfäule erregende Schimmelpilze.