Alles neu: Christine Emters Weg zur Bio-Fischzüchterin
Der Zufall führte Christine Emter zur Fischzucht. Vor fünf Jahren übernahm die gelernte Steuergehilfin den Naturland-zertifizierten Betrieb.
Idyllisch am Ortsrand vom 68-Seelen-Dorf Welden im schwäbischen Landkreis Augsburg liegt die Fischzucht von Christine Emter. Ein kleines Paradies. Das Wasser plätschert gleichmäßig von der Quelle hinab in die insgesamt zwölf Weiher. Rings herum hohe Bäume, die Schatten spenden und an Sommertagen dafür sorgen, dass das Wasser in den Teichen nicht zu warm wird. „Das ist mein Ort“, wusste Christine Emter als sie 2016 zum ersten Mal hier war. Das Areal stand damals zum Verkauf, da der Besitzer verstorben war. Spontan und eher aus Neugierde besichtigte sie gemeinsam mit ihrem Mann die Fischzucht.
Und wurde kurzer Hand stolze Besitzerin eines 22.000 Quadratmeter großen Wasserareals mit Bachforellen, Bachsaiblingen und Störe. Letztere haben die Aufgabe die Teiche sauber zu halten. „Am Anfang war die Fischzucht eine große Herausforderung für mich. Aber zum Glück hatte ich Hannah an meiner Seite, die rechte Hand des Vorbesitzers. Sie hat mir viel beigebracht und ist mir bis heute eine große Hilfe“, erinnert sich Christine Emter. Eines wusste die 53-Jährige jedoch gewiss: Ihre Fische sollen es guthaben. „Ich bin Hobbyimkerin. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig ein schonender und bewusster Umgang mit der Natur ist.
Das wollte ich auch bei den Fischen“, erzählt die Bayerin. Daher entschied sie sich – genau wie der Vorbesitzer – nach den strengen Richtlinien des Bio-Verbands Naturland zu arbeiten. Neben viel Know-how braucht das vor allem auch Zeit.
„Gefüttert wird bei uns mit der Hand. Das ist zwar um einiges aufwändiger, aber so sehe ich sofort, wenn mit den Fischen etwas nicht stimmt.“
Verwendet wird übrigens nur zertifiziertes Ökofutter. Fischmehl und Fischöl im Futter stammen hier aus Resten der Verarbeitung von Speisefischen und nicht, wie sonst üblich, aus industrieller Fischerei eigens zur Futterproduktion. Daneben verzichtet Christine Emter auf Gentechnik, Hormone und Wachstumsförderer. „Bei uns dürfen die Fische artgerecht altern“, erklärt Christine Emter. In der Praxis heißt das zum einen eine sehr niedrige Besatzdichte und zum anderen dass die Fische in der Regel erst im Alter von drei bis vier Jahren geschlachtet werden.
Das bedeutet aber auch mehr Futter, denn ein großer Fisch mit viel Bewegungsfreiheit braucht davon reichlich. Und Bio-Futter ist fast doppelt so teuer wie konventionelles. Ihre Kunden wissen das zu schätzen. Sie beliefert hauptsächlich Bioläden und Restaurants in der Region. „Immer mehr Leute denken um und achten beim Kauf von Fisch auf artgerechte Haltung, Regionalität und Bio-Qualität. Mir ist außerdem wichtig, dass meine Kunden den gesamten Fisch verarbeiten. Nur das Filet – da wird mir zu viel weggeschmissen“, erklärt die Fischzüchterin.
„Fischzucht ist ein Vollzeitjob. Ich bin das ganze Jahr rund um die Uhr beschäftigt.“
Zweimal am Tag wird gefüttert, hin und wieder müssen die Fische umgesetzt, die Teiche regelmäßig saubergemacht werden. Im Herbst steht zusätzlich Laub harken auf dem Tagesplan, damit die Blätter nicht in die Teiche fallen. Das könnte sonst dazu führen, dass sich Algen rasant vermehren und dem Wasser Sauerstoff entziehen. „Und im Winter kümmere ich mich um die Nachzucht. Eine Aufgabe, die mich über mehrere Monate hinweg beschäftigt“, erzählt Christine Emter. Denn erst im April sind die kleinen Fische soweit, um nach draußen in die Weiher zu können. Die Arbeit ist anstrengend, dennoch würde sie Christine Emter nicht mehr gegen ihren früheren Schreibtisch-Beruf austauschen wollen.