Das Kartoffelkombinat ist eine solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi. Hier freuen sich 2.400 Mitglieder nicht nur über Kartoffeln, sondern über ihre wöchentliche Kiste mit leckerem Bio-Gemüse.
Nicht weit vor den Toren Münchens, dort, wo nur noch Feld an Feld grenzt, steht man plötzlich vor ein paar Glashäusern: dem Kartoffelkombinat. Daniel und Simon, die beiden Gründer der Solawi, wollten angesichts der vielen Herausforderungen, die es auf der Welt gibt, etwas anders machen. Und weil Lebensmittel etwas Grundlegendes sind, setzten die beiden Visionäre hier an. Das Kartoffelkombinat entstand.
„Wie können wir unsere Gesellschaft anders ernähren?“
Das Kartoffelkombinat ist nach den Prinzipien einer Solawi, einer solidarischen Landwirtschaft, organisiert. Das heißt, die Mitglieder finanzieren gemeinsam die Gewächshäuser, Gebäude und Felder sowie das Saatgut und die laufenden Kosten. Dafür bekommen sie einmal pro Woche eine Gemüsekiste vollgepackt mit leckerem, biologisch angebautem und nach den strengen Naturland Richtlinien zertifiziertem Gemüse.
Eine Solawi will so dem herkömmlichen Versorgungsmodell, in dem die Supermarktketten die Preise diktieren, ein anderes Modell entgegenstellen. Ein Modell, in dem es nicht um Profitmaximierung geht, sondern um Solidarität und Menschlichkeit.
Nach drei Neustarts, weil sie jedes Mal ein neues Gelände für die Solawi suchen mussten, werden jetzt auf 24 Hektar Freilandfläche, in drei Gewächshäusern, einem Tropenhaus und sechs Folienhäusern unter anderem Tomaten, Auberginen, Zucchini - insgesamt über 50 Gemüsesorten - für 2.400 Münchner produziert. Wir spazieren mit Sophie und Benny über die Anlage, die von insgesamt 13 Gärtnernden betreut wird. Die beiden leiten den gesamten Gemüseanbau beim Kartoffelkombinat.
Damit die Versorgung reibungslos klappt, plant Benny zusammen mit seinen Kolleg:innen im Herbst das gesamte nächste Erntejahr. Er rechnet aus, wann wo wieviel Salat, Blumenkohl und Tomaten angebaut werden müssen, damit jede Woche genügend Gemüse in den Kisten der Mitglieder landet. Er berechnet, wie viel Saatgut gekauft werden muss und wie viele Mitarbeitende sich um das Gemüse kümmern. Daraus ergibt sich der Mitgliederbeitrag. Das Kombinat möchte faire Löhne bezahlen und zugleich wirklich schmackhaftes Biogemüse zu einem Preis wie im Bioladen anbieten.
Produziert wird nach Naturland Richtlinien, das heißt chemisch-synthetischer Dünger und Wachstumsregulatoren sind verboten. Und das ist nicht immer ganz einfach. Dennoch haben die beiden erfahrenen Gärtnernden ihre Tricks auf Lager. Oberste Regel: Die Schädlinge niemals ins Gewächshaus hineinlassen. Und mindestens genauso wichtig: Passende Nützlinge regelmäßig zukaufen und im Gewächshaus aussetzen
Die größte Gefahr rührt von der Feuchtigkeit in den Morgenstunden. Um die Luftfeuchtigkeit gering zu halten, blasen in den Gewächshäusern Ventilatoren und sorgen so für möglichst gleichbleibend trockene Luft. Sollten sich doch einmal Blattläuse einschleichen, helfen Ringelblumen, die überall im Gewächshaus wachsen. Sie locken Schwebfliegen an, die wiederum Blattläuse fressen.
Vom Gärtner-Know-how profitieren übrigens auch die Mitglieder. Sie werden regelmäßig zu Mitmach-Events eingeladen. Die Mitglieder nehmen diese Einladung gerne an und helfen beim Jungpflanzen setzen, bei der Ernte und bei allen anderen Tätigkeiten, die ihnen die erfahrenen Gärtnernden zeigen. Gratis-Tipps fürs Balkongärtnern inklusive.
„Die meisten Städter sind ziemlich überrascht, wie hart und schwer die Arbeit ist. Und wer einmal als Erntehelfer aktiv war, hat in Zukunft deutlich mehr Respekt für die Lebensmittel.“
Wer mehr über das Genossenschaftsleben wissen will, sollte sich den spannenden und unterhaltsamen Kinofilm "Das Kombinat" ansehen, der die Geschichte von Simon und Daniel vom Kartoffelkombinat erzählt. Der Film ist ab 28.9.2023 im Kino zu sehen.
Das Kartoffelkombinat ist deutschlandweit, wenn nicht sogar europaweit, die größte Kooperative mit 2.400 Mitgliedern. Hier der Trailer zum Film.