Wenig Wasser, viel Geschmack

Der spanische Familienbetrieb Citricos El Romeral trotzt der Wasserknappheit in der sonnenverwöhnten Region Málaga mit hierba und cleverer Technik.

März | 2023
Bildrechte: © Ina Hiester

Süd-Westlich von Málaga schmiegen sich, eine nach der anderen, vierzehn Bio-Finkas an das Flussbett des Río Guadalhorce. Obwohl dieser einer der wasserreichsten Flüsse Andalusiens ist, schwingt in seinem Namen eine leise Warnung mit. Guadalhorce bedeutet auf Arabisch Fluss der Schweigenden – und angesichts des Klimawandels drohen die einst so reichlichen Wassermassen irgendwann tatsächlich zu verstummen. Doch Naturland-Bauer Miguel Ángel lässt sich nicht unterkriegen.

Sonne für die Süße

Mit einem vorfreudigen Grinsen im Gesicht greift Miguel Ángel mit beiden Armen in das dichte Blätterwerk eines Orangenbaumes. Unter dem dunklen Grün fördert er mit einer gekonnten Astdrehung seine Schätze zu Tage, die sich eben noch unter den Blättern versteckt hatten. Er pflückt eine Frucht vom Ast, schält sie routiniert, steckt sich eine Orangenspalte in den Mund, strahlt und erklärt selbstbewusst: „Unsere Früchte aus der Region Malaga sind süßer als die aus Valencia oder Huelva. Denn hier gibt es keine extremen Temperaturschwankungen, dafür umso mehr Sonne. Und das schmeckt man!“ Doch die heiße Sonne, die seinen Früchten ihre besondere Süße verleiht, ist bei zunehmender Dürre auch sein größtes betriebliches Risiko.

Naturland-Bauer Miguel Ángel produziert trotz Dürre saftige Bio-Zitrusfrüchte.
Naturland-Bauer Miguel Ángel produziert trotz Dürre saftige Bio-Zitrusfrüchte.
Miguel Ángel  inspiziert die Bäume auf der Plantage und überprüft die Tröpfchenbewässerung.
Miguel Ángel inspiziert die Bäume auf der Plantage und überprüft die Tröpfchenbewässerung.

Tropfen statt Fluten

Miguel Ángel führt Citricos El Romeral bereits in zweiter Generation. „Normalerweise regnet es hier im Herbst und im Winter. Dieses Jahr fiel der ganze Regen im März und April. Niederschläge sind immer schwieriger vorherzusehen, und auch das Wasser im Fluss ist endlich. Früher wurden unsere Orangen- und Zitronenhaine zur Bewässerung einfach regelmäßig über diese kleinen Kanäle geflutet“, erzählt der Landwirt und zeigt auf einige Überreste der Acequia genannten Wasserwege. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Heute wird das kostbare Nass in seinen Finkas Tropfen für Tropfen mit Bewässerungsanlagen verteilt. „Tröpfchenbewässerung ist effizient, aber wartungsintensiv. Wir müssen die Anlagen ständig im Blick behalten, denn jederzeit kann irgendwo auf unseren 110 Hektar ein Schlauch verstopfen oder kaputtgehen“, gibt er zu bedenken. Um noch sparsamer zu bewässern, hat er eine solarbetriebene Messanlage installieren lassen. Mithilfe einer App kann er jederzeit ermitteln, wie es um die Bodenfeuchtigkeit bestellt ist – nicht nur oberflächlich, sondern auch in den tieferen Bodenschichten. Wasserdruck sowie der Bewässerungsrhythmus können dann bedarfsgerecht angepasst werden. Während seine Nachbarbetriebe nach einem festen Plan bewässern, bekommen Miguel Ángels Orangen- und Zitronenbäume nur dann Wasser, wenn sie es auch wirklich brauchen.

Hierba hilft

Um saftige Zitronen in trockener Umgebung anzubauen zählt jeder Tropfen Wasser.
Um saftige Zitronen in trockener Umgebung anzubauen zählt jeder Tropfen Wasser.

„Seit 2013 sind unsere Finkas bio-zertifiziert. Für mich war damals die größte Umstellung, mich mit Un- und Beikräutern abzufinden – oder gar anzufreunden“, erinnert sich der Landwirt. Heute sind diese fester Bestandteil seines Wassermanagement-Systems, denn sie schützen den Boden vor Austrocknung. Immer wieder geht er in die Hocke, inspiziert, was da vor sich hin wuchert und ordnet es in buena hierba (gutes Beikraut), mala hierba (schlechtes Unkraut), hierba de verano (Sommerkraut) und hierba de invierno (Winterkraut) ein. „Das Buschwindröschen, das hier den ganzen Boden bedeckt, mag hübsch aussehen, aber es ist invasiv. Es rankt sich an den Bäumen hinauf und stielt ihnen das Sonnenlicht, das sie für die Fotosynthese brauchen“, erklärt er. Miguel Ángels Geschäft ist ein fortwährender Balanceakt. Gutes Kraut, schlechtes Kraut, viel Sonne, wenig Wasser. Doch er ist fest entschlossen, das Beste draus zu machen.

Naturland achtet auf jeden Tropfen!

Naturland setzt sich weltweit für nachhaltiges Wassermanagement bei der Erzeugung von Bio-Lebensmitteln ein.
Naturland setzt sich weltweit für nachhaltiges Wassermanagement bei der Erzeugung von Bio-Lebensmitteln ein.

Wasser ist kostbar. Deshalb muss jeder Naturland Betrieb nachweisen können, dass durch sein Wirtschaften die Wasserqualität nicht beeinträchtigt wird. In Regionen mit knappen Wasserressourcen müssen Betriebe erweiterte Anforderungen bei Naturland erfüllen.

Konkret müssen Betriebe, die in den World Resources Institute definierten Wasser-Risiko-Zonen 4 oder 5 liegen:

  • die Legalität der Wasserentnahme nachweisen
  • effiziente und wassersparende Bewässerungssysteme nutzen
  • einen Wassermanagementplan einreichen, der nachweist, dass Risiken für Wassermenge und -qualität möglichst vermieden werden
  • den Wasserverbrauch erfassen

Für ein nachhaltiges Wassermanagement bietet Naturland Schulungen in fünf Sprachen an.