Fisch und Garnelen aus nachhaltigem Fang: Einfach mal die Meere retten
Leergefischte Meere, Flüsse und Seen dank intensiver Fischerei: Wenn wir so weitermachen, könnten diese Probleme mit Fisch und Garnelen beim Fischfang die Zukunft sein. Jürg Knoll und Harry Butsch von followfood wollen es nicht so weit kommen lassen und machen sich daher für nachhaltige Fischerei stark.
Der Hunger auf Fisch und Garnelen ist weltweit riesig. Fangquoten werden oft soweit ausgereizt, dass nicht mehr genügend Fische nachwachsen können. Kabeljau, Scholle, Rotbarbe: Viele Arten gelten schon heute als überfischt und können sich nicht mehr ausreichend erholen. Immer mehr Arten werden ihnen folgen, wenn die Entwicklung in dem Maß weitergeht. Für Jürg Knoll und Harry Butsch war daher klar: Sie wollten diesen Raubbau nicht länger unterstützen. Nicht mehr rausfischen als wieder nachwachsen kann: Diese Faustformel des nachhaltigen Fischfangs stellten sie in den Mittelpunkt von followfood und knüpften ein Netz aus gleichgesinnten Lieferpartnern, von denen sie die Zutaten für ihre Fischkonserven und Tiefkühlprodukte beziehen.
Als Maßstab stellten sie ihre eigenen strengen Fischereirichtlinien auf, die überfischte Arten konsequent ausschließen und nur tier- und umweltschonende Fangmethoden erlauben. Für Fisch und Meeresfrüchte, die aus Zuchtbetrieben kommen, ist immer Bio-Qualität vorgeschrieben – und zwar ohne Ausnahme und möglichst mit Naturland-Zertifizierung. Schließlich ist der Bio-Verband Naturland Pionier für nachhaltige Aquakultur und setzt in ökologischer und sozialer Hinsicht besonders hohe Maßstäbe. „Dazu gehört, dass die Tiere in ihren Becken mehr Platz haben, nur mit Bio-Futter ernährt werden und weder Fischmehl noch Antibiotika bekommen“, erklärt Julius Palm, der stellvertretende Geschäftsführer. „Es bedeutet aber auch, dass die umliegenden Ökosysteme aktiv geschützt und die Mitarbeitenden angemessen entlohnt werden. Das ist uns sehr wichtig.“
„Die Vergangenheit können wir nicht zurückholen, aber unsere Zukunft - mit nachhaltigem Fischfang!“
Mit seinem ökosozialen Mehrwert traf followfood den Nerv der Zeit und schrieb in kürzester Zeit Erfolgsgeschichte. Nicht nur in Naturkostläden, sondern auch in konventionellen Supermärkten wollten immer mehr Menschen wissen, welchen Fisch und welche Meeresfrüchte sie noch guten Gewissens essen können. Entsprechend positiv kam das Angebot an, den Weg der Produkte mit einem Tracking-Code auf der Verpackung bis zum Fischerei- oder Aquakulturbetrieb zurückzuverfolgen. Das war 2007 weltweit ein absolutes Novum und zeigte: Jürg Knoll, Harry Butsch und ihren rund 100 Mitarbeitenden war es wirklich ernst mit der Nachhaltigkeit.
Sie wollten Transparenz schaffen – und zwar lückenlos und ehrlich. „Es geht uns nicht nur um nachhaltige Fischfang-Methoden, artgerechte Haltung in den Aquakulturen und gute Arbeitsbedingungen“, betont Julius Palm. „Uns ist auch wichtig, dass wir den Fisch möglichst dort verarbeiten, wo er gefangen wurde, und nicht dort, wo es am günstigsten ist. Das schafft Wertschöpfung und weitere Arbeitsplätze vor Ort, sorgt für kürzere Transportwege und damit für eine bessere Klimabilanz.“.
„Wir wollen der Welt zeigen, dass die Lebensmittelproduktion Ökosysteme gesunden kann, statt sie zu zerstören.“
Die Auswirkungen, die das Handeln eines Unternehmens auf die Ökosysteme, das Klima und die natürlichen Ressourcen hat, werden auch als ökologischer Fußabdruck bezeichnet. Bei followfood nimmt man es mit der Berechnung dieser Größen ganz genau. „Wir erfassen in unserer Öko-Bilanz den gesamten Lebenszyklus eines Produktes von der Erzeugung über die Verarbeitung und den Transport bis hin zur Entsorgung“, erläutert Julius Palm. „Auf diese Weise erkennen wir unser Verbesserungspotenzial und können strategische Entscheidungen treffen, um besser zu werden.“
Schon seit einer Weile arbeitet das Unternehmen offiziell CO2-neutral und kompensiert bislang unvermeidliche Emissionen durch Unterstützung von Klimaschutzprojekten. Das Modewort „Klimaneutralität“ wurde allerdings wieder aus der Unternehmenskommunikation gestrichen. Für Julius Palms Geschmack ist es überstrapaziert und trifft nicht das, um was es bei followfood wirklich geht: „Wir wollen den Einfluss unserer Produkte auf die Ökosysteme und das Klima objektiv messen und so reduzieren, dass unser ökologischer Fußabdruck in jeder Hinsicht kleiner wird“, betont er. Die von myclimate ermittelten Ökobilanzwerte – allen voran der Ausstoß von Treibhausgasen, die Versauerung von Ökosystemen oder die Belastung von Gewässern – werden auf der Website offen kommuniziert. Damit sich jeder etwas darunter vorstellen kann, werden sie anderen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln grafisch gegenübergestellt. So sieht jeder schnell, wie unterschiedlich der ökologische Impact ausfallen kann – und wie wichtig es ist, beim Einkauf auf Nachhaltigkeit zu achten.
„Wir wollen die nachhaltigsten Fischprodukte der Welt auf den Markt bringen - aus nachhaltiger Fischerei“
Eine besonders vorbildliche Ökobilanz haben Black Tiger Garnelen, die in der vietnamesischen Provinz Cà Mau nach den Naturland-Richtlinien gezüchtet werden. Sie tummeln sich in Teichen inmitten der Mangrovenwälder und finden dort ihre natürliche Nahrung. „Das bedeutet, dass die Tiere kein weiteres Futter benötigen“, erklärt Julius Palm. „Deshalb ist der ökologische Fußabdruck unserer Bio-Riesengarnelen Black Tiger erheblich kleiner als bei Produkten aus herkömmlichen Aquakulturen, in denen zugefüttert wird.“ Generell leisten die Garnelenzüchter, die in Vietnam, Ecuador und Peru für followfood arbeiten, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Als Naturland-Betriebe müssen sie nämlich nicht nur die strengen Vorschriften zu Platzangebot, Haltungs- und Fütterungsbedingungen erfüllen. Sondern sie sind auch dazu verpflichtet, die umgebenden Mangrovenwälder wieder aufzuforsten, die jede Menge CO2 und andere Klimagase speichern können. Allein in Vietnam ist das wertvolle Ökosystem auf diese Weise um mehr als 4.000 Hektar gewachsen.
Natürlich sind die Preise höher. Deshalb galten Garnelen ja auch vor nicht allzu langer Zeit als teure Delikatesse, die man sich entsprechend selten gönnte. followfood zeigt, wie man sie – vielleicht nicht jeden Tag, aber mit gutem Gewissen – genießen kann. „Was wir essen, verändert die Welt“, betont Julius Palm. „Deshalb wollen wir Ökosysteme an Land ebenso schützen wie unter Wasser. Schließlich ist alles ein Kreislauf, aus dem wir unsere Nahrung beziehen.“