EU-Agrarrat: Systemwechsel einleiten und finanzieren
Aktuelles von Naturland
Naturland und LBV zum Treffen des EU-Agrarrats am 15./16. Dezember
Gräfelfing/Hilpoltstein – Die Situation von Natur, Klima und Landwirtschaft ist nach wie vor dramatisch. Das massive Artensterben schreitet ungehindert voran, die Folgen der Klimakatastrophe werden jeden Tag existenzbedrohender und zugleich kämpfen viele Landwirt:innen um ihre wirtschaftliche Existenz. „Die Instrumente, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten, dem Klimawandel zu begegnen und einer bäuerlich-ökologischen Landwirtschaft eine Zukunft zu geben, sind bekannt und erprobt. Wir müssen Sie jetzt mit der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) weiter in die Breite bringen“, fordern LBV-Vorsitzender Dr. Norbert Schäffer und Naturland Präsident Hubert Heigl.
Systemansatz Öko-Landbau und qualitative Naturschutzmaßnahmen jetzt!
Der Ökolandbau, der sich am ökologischen Gesamtsystem orientiert, fördert die Artenvielfalt und leistet einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Nicht umsonst strebt die EU-Kommission mit ihrem Green Deal 25 Prozent Ökolandbau an. „Dieser Ausbau kann aber nur gelingen, wenn er auch finanziert ist. Genau dafür müssen mit der GAP jetzt die Grundlagen geschaffen werden“, sind sich Schäffer und Heigl einig.
„Wenn wir das Ziel der EU-Kommission ernst nehmen und den Ökolandbau weiterhin zügig ausbauen, bedeutet dies zweierlei: Wir brauchen mehr Geld in der Zweiten Säule für die Öko-Förderung und die Staaten müssen in der Erste Säule je nach Bedarf mehr Geld in die Eco-Schemes umschichten können“, sagt Heigl. „Denn damit Landwirte auf Ökolandbau umstellen, muss dieser auch mit allen Förderungen der Eco-Schemes kombinierbar sein“, unterstreicht der Naturland Präsident.
Für Schäffer haben die Eco-Schemes der Ersten Säule das Potenzial, qualitative Naturschutzmaßnahmen in die Breite zu bringen: „Statt Digitalisierungsprojekte und Precision Farming müssen mit den Eco-Schemes effektive Naturschutzmaßnahmen und ökologisch ganzheitliche Ansätze gefördert werden, die nachweislich einen Mehrwert für Umwelt und Landwirtschaft schaffen“, fordert der LBV-Vorsitzende.
Wer mehr machen will, muss dies auch können
Für die Verbände nicht nachvollziehbar ist die Vorgabe des Parlaments, 60 Prozent der Mittel in der Ersten Säule für die pauschalen Hektarprämien zu reservieren. „Es muss möglich sein, die freiwilligen Umweltmaßnahmen schrittweise auszubauen. Dies kann nur geschehen, wenn die Prämien an die Umwelt-Ambitionen der Mitgliedstaaten flexibel angepasst werden können“, fordert der LBV-Vorsitzende Schäffer. „Finanzielle Mittel der GAP dürfen nicht, wie vom Parlament vorgeschlagen, von vornherein für die ökologisch weitgehend unqualifizierten Direktzahlungen reserviert sein. Dies engt Mitgliedstaaten auf Jahre ein, die die Erste Säule nutzen wollen, um Umweltleistungen der Landwirte zu honorieren“, so Naturland Präsident Heigl weiter.
Wir leben Artenvielfalt
Mit der gemeinsamen bundesweiten Kampagne #wirlebenArtenvielfalt laden Naturland und LBV die Verbraucher:innen ein, das dringend notwendige, grundlegende Umsteuern in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) direkt bei Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner einzufordern. Auf der Webseite www.wirsindzukunft.earth kann sich jede:r mit einer E-Mail an die Ministerin und derzeitige Präsidentin des EU-Agrarrats wenden und ihr so zentrale Forderungen zu den laufenden Verhandlungen in Brüssel über die künftige Verteilung der Finanzmittel in der neuen GAP schicken.
Naturland und der LBV – Gemeinsam für mehr Biodiversität
Die Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft ist das gemeinsame Ziel von Naturland und dem LBV. Im Rahmen ihrer im vergangenen Jahr geschlossenen Partnerschaft arbeiten beide Verbände gemeinsam am Aufbau einer Biodiversitätsberatung für die rund 4.000 Naturland Betriebe in Deutschland. Insgesamt ist Naturland mit rund 70.000 Bäuerinnen und Bauern weltweit einer der bedeutendsten Öko-Verbände. Der LBV ist der älteste Naturschutzverband Bayerns und setzt sich seit 111 Jahren für den Erhalt der Artenvielfalt ein. Mit über 107.000 Unterstützer:innen schützt der LBV die biologische Vielfalt vor Ort.