Klimawandel: Der Trick mit der Regenwasser-Ernte

Indien wird trockener und heißer, der Grundwasserspiegel sinkt. Wer hier auch in Zeiten des Klimawandels noch Landwirtschaft betreiben will, muss die Wasserversorgung sichern. Indische Naturland-Bauern setzen auf intelligente Wasser-Ernte.

August | 2023

Jackfruit, Star der veganen Küche, kommt immer mehr in Mode. Die säuerliche Frucht wächst an Bäumen und wird in allen tropischen Gebieten der Welt kultiviert, insbesondere in Indien. So auch auf der Hosugundafarm in der Nähe der westindischen Stadt Sagar.

Ohne CO2 - gut fürs Klima

Der Naturland-Betrieb baut die Jackfruit nach nachhaltigen Kriterien an, so dass beim Anbau der Früchte kein CO2 entsteht. Dies liegt vor allem daran, dass die Früchte in biologischen Gärten gezogen werden, wo die Bäume kaum gewässert und nicht gedüngt werden müssen und in einem ökologischen Gleichgewicht wachsen.

Jeder der kleinen Jackfruitsetzlinge dort ist durch einen kleinen Zaun aus Beschattungsnetz geschützt. Hauptsächlich sollen damit die in Indien allgegenwärtigen heiligen Kühe davon abgehalten werden, die kleinen Bäumchen zu fressen.

Doch das Netz hilft auch, die jungen Pflanzen von der sengenden Sonne abzuschirmen. Klimawandel ist nach den Kühen also nur Gefahr Nummer zwei für die jungen Pflänzchen. Neben jedem der Setzlinge steht ein mit Wasser gefüllter Tonkrug. „Das ist eine traditionelle Bewässerungstechnik“, erklärt Madhvaraj, der bei dem Naturland-Betrieb Phalada Agro für das Thema Nachhaltigkeit zuständig ist.  

"Die gebrannte Tonerde ist leicht wasserdurchlässig und versorgt die Bäumchen langsam, aber stetig mit Feuchtigkeit."

Haben die Setzlinge erst einmal Wurzeln ausgebildet, kommen sie normalerweise gut zurecht. „Jackfruitbäume haben tiefe Wurzeln, die sich bis zum Grundwasser durchbohren. Deshalb mussten wir uns da bisher keine Sorgen machen,“ meint Madhvaraj. Doch das ändert sich gerade.

Klimawandel auf Indisch

Indien hat ein Wasserproblem. Unterm Strich gibt es zwar nicht weniger Regen, doch der fällt seltener und dafür als heftiger Starkregen, während die Trockenzeit immer länger dauert.

Gleichzeitig wird zunehmend Fläche versiegelt, weil überall neue Straßen, Flughäfen und Gebäude entstehen. Auf den ausgetrockneten Böden und erst recht in den versiegelten Flächen kann das Wasser nicht versickern, sondern schießt ungenutzt und nicht selten mit zerstörerischer Kraft in die Ozeane. Hinzu kommt, dass der Wasserverbrauch steigt. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt. Mancherorts führt das bereits zu Konflikten.

„Wenn es zu selten regnet und der Grundwasserspiegel zu tief liegt, hat auch die Jackfruit ein Problem“, sagt Madhvaraj. Mit der Regenwasser-Ernte wird der Grundwasserspiegel stabilisiert. Und Früchte wie die Kokosnuss oder die Jackfruit wachsen prächtig.

Klimawandel: Mit der Wasser-Ernte wird der Grundwasserspiegel stabilisiert. Und Früchte wie die Kokosnuss (Bild) oder die Jackfruit wachsen prächtig.
Klimawandel: Mit der Wasser-Ernte wird der Grundwasserspiegel stabilisiert. Und Früchte wie die Kokosnuss (Bild) oder die Jackfruit wachsen prächtig.
"Am Regen können wir nichts ändern. Aber den Grundwasserspiegel, den können wir stabilisieren. Deshalb ernten wir Regenwasser."

Bei einem Spaziergang durch das dichte Unterholz der naturnahen Pflanzung führt uns der Nachhaltigkeitsbeauftrage zu seinen Regenwasser-Ernte-Anlagen. Die sehen ausgesprochen unspektakulär aus: Ein mal zwei Meter große, trockene Mulden, in der sich jetzt im Sommer etwas Laub verfangen hat.

Auch Mangos profitiere von der geschickten Wasser-Gewinnung.
Auch Mangos profitiere von der geschickten Wasser-Gewinnung.

„Wir haben tausende solcher Mulden angelegt. Sie liegen an Stellen, in denen sich bei Regen Wasser sammelt. In den Mulden wird es aufgefangen. Es versickert nach und nach und füllt so das Grundwasserreservoir auf.“ Finanziert wurden sie auch mit der Unterstützung von Naturland . Dort, wo sich in der Monsunzeit Regenwasserbäche bilden, ließ Madhvaraj größere Becken anlegen und außerdem einen natürlichen See vertiefen und erweitern. Der nimmt nun doppelt so viel Wasser auf wie früher, und füllt nicht nur das Grundwasser auf, sondern sichert selbst in einer sehr langen Trockenzeit die Bewässerung des angrenzenden Bananenfeldes.

„Die Regenwassserernte ist sehr aufwendig und teuer. Aber sie ist auf Dauer die einzige Chance, wenn wir hier auch in Zukunft noch Jackfruit, Bananen und anderes anbauen wollen. Wir haben keine andere Wahl, als diese Vorsorge zu treffen. Wir sind sehr froh, dass uns Naturland dabei unterstützt.“ 

Wer wissen will, wie Jackfruit schmeckt - hier haben wir ein tolles Jackfruit-Salat-Rezept von Bio-Spitzenkoch Tino Schmidt für euch vorbereitet.

Schon gewusst?

Weltgrößte Baumfrucht

Jackfruits werden bis zu 15 Kilo schwer und sind die größten Baumfrüchte der Welt. Ein einziger Baum kann eine Jahresernte von bis drei Tonnen bringen. 

Glücksfrucht

In Südindien glaubt man, dass Jackfruit neben Bananen und Mangos eine der drei Glück verheißenden Früchte ist. Sie wird dort seit mindestens 3.000 Jahren angebaut und spielt eine wichtige Rolle bei der Ernährung.

Jackfruit-Ernte

Jackfruit-Ernte ist Handarbeit und erfordert mindestens drei Personen. Eine, die auf den Baum klettert, um die Frucht abzuschneiden und zwei, die sie mit einem Netz auffangen. Sie soll nicht auf den Boden fallen, damit sie keine Druckstellen bekommt.

Schälen - reine Handarbeit

Das Schälen der Jackfruit ist eine Aufgabe für Spezialisten. Es erfordert neben viel Geschicklichkeit auch eine spezielle Machete, die auf eine bestimmte Weise gebogen ist. Maschinen gibt es für die Ernte noch nicht.