Wer hat die gepfefferte Kokosnuss?

In Kochbüchern ist dieses Rezept bisher nicht zu finden. Doch in der Bio-Landwirtschaft ist schon länger bekannt, wie gut Kokospalmen und Pfefferranken zusammenpassen.

Mai | 2024
Bildrechte ©: Naturland

„Achtung, Nuss fällt“ ruft der Arbeiter, der hoch oben im Wipfel der Palme hängt. Kurz darauf prasseln die Kokosnüsse in die Tiefe und hüpfen beim Aufschlagen auf dem feuchten, mit Laub bedeckten Boden noch einmal auf. Geschickt klettert der junge Mann wieder an dem Stamm herunter, während die Arbeiterinnen die Kokosnüsse zum Sammelplatz tragen.

Auf den letzten Metern muss er aufpassen, sich nicht in den Ranken zu verfangen, die an der Palme emporwachsen. „Bei der Ernte ist die Kombination von Kokos und Pfeffer manchmal etwas herausfordernd“, meint Gayantha, Manager von Worga Naturals, einem seit 2018 Naturland-zertifizierten Betrieb. „Aber ansonsten ergänzen sich beide ganz hervorragend.“

Kokosnüsse gehören zu den wichtigsten Exportgütern Sri Lankas. Ganze Landstriche werden ausschließlich mit den hohen, schlanken Palmen bepflanzt. Dabei nutzen die meisten Bauern ihr Land nicht besonders effizient: weil die Palmen sehr ausladende Kronen haben, müssen sie mit einigen Metern Abstand gepflanzt werden. Der Raum darunter bleibt oft ungenutzt.

Kokosnüsse gehören zu den wichtigsten Exportgütern Sri Lankas
Kokosnüsse gehören zu den wichtigsten Exportgütern Sri Lankas
Pfeffer ist eine im Wald wachsende Pflanze, die nicht viel Sonne verträgt.
Pfeffer ist eine im Wald wachsende Pflanze, die nicht viel Sonne verträgt.

Ein weiteres wichtiges Exportgut sind Gewürze, allen voran Pfeffer. Auch er wird meistens in Monokulturen angebaut, die sich an Pfählen aus eigens für diesen Zweck geschlagenen Bäumen emporranken.

Der Anbau als Mischkultur spart Geld und Arbeit

„Es ist viel schlauer und umweltfreundlicher, den Pfeffer einfach an Bäumen emporranken zu lassen – so, wie er es auch in der Natur tut. Die Ernte fällt dann zwar nicht ganz so groß aus, wie in einer Monokultur, weil Palmen nicht so eng stehen können wie Pfähle. Aber dafür bekommt man auch noch Kokosnüsse dazu“, erklärt Nishantha Jayatilaka, der Worga Naturals gegründet hat. Er ist mit dem, was seine Pfeffer-Kokos-Pflanzung abwirft, sehr zufrieden. Auch, weil die Kombination Geld und Arbeit für Schattendächer spart, die in Monokulturen aufwendig gespannt werden müssen – Pfeffer ist schließlich eine natürlicherweise im Wald wachsende Pflanze, die nicht viel Sonne verträgt.

Worga Naturals empfiehlt all seinen 100 assoziierten Kleinbauern den Anbau in Mischkulturen. Jeder von ihnen hat Kokospalmen, aber nicht alle haben Pfeffer. Auch Ananas, Maniok, Nelken und Muskat profitieren von dem lichten Schatten, den die Palmen spenden. Die wiederum bringen nachweislich mehr Erträge, wenn sie nicht alleine stehen, denn die verschiedenen Pflanzenarten liefern sich mit dem unterschiedlichen Laub gegenseitig wichtige Nährstoffe. „Je mehr verschiedene Pflanzen, desto besser“, sagt Nishantha. Den Rest des Düngens übernehmen bei Worga ein paar besondere Mitarbeiterinnen: Kühe. „Wir führen sie jeden Morgen auf die Plantage zum Grasen. Sie halten das Unterholz kurz und düngen“, erläutert Gayantha.

 

Kühe halten das Unterholz kurz und düngen gleichzeitig zwischen den Pflanzen.
Kühe halten das Unterholz kurz und düngen gleichzeitig zwischen den Pflanzen.

Damit die Ernte der Pfefferkörner nicht zu kompliziert wird, müssen die Ranken auf drei bis vier Meter zurückgeschnitten werden. So hoch reichen die verfügbaren Leitern. Außerdem würde es die Ernte der Kokosnüsse zu sehr erschweren, wenn die Kletterer ganz oben auf die Ranken achten müssten. Schon so ist das in der schwülen Hitze eine kräftezehrende und anspruchsvolle Arbeit, bei der man besser keinen Fehler macht.

Steckbrief zum Betrieb

Bio seit 2012, Naturland zertifiziert seit 2018

Inhaber: Worga Naturals
Geschäftsführer: Nishantha Jayatilaka
Standort: Sri Lanka
Höhenlage: 30 bis 40 m über N.N.
Durchschnittliche Niederschläge: 8000 mm
Betriebsfläche: 1.400 Hektar, wovon 10 % Worga Naturals gehören, der Rest angeschlossenen kleinbäuerlichen Betrieben.
Tiere: 2 Kühe und 30 Wasserbüffel als Dunglieferanten
Vermarktung: Durch Worga Naturals, Weiterverarbeitung in eigner Fabrik
Arbeitskräfte: 60 in der Fabrik, 15 auf der eigenen Farm, 100 Kleinbauern unter Vertrag
Erzeugnisse: Kokosnuss, Ananas, Pfeffer, Jackfruit, Bananen, Mango, Tamarinde, Zimt, Nelken, Ingwer, Maniok

Infos zu Kokosnussernte

Erntezeit

Kokosnüsse können rund ums Jahr geerntet werden. Sie hängen in verschiedenen Entwicklungsstadien nebeneinander in der Krone. Eine ausgewachsene Palme liefert bis zu 80 Früchte im Jahr.

Bambusstangen

Mit Sicheln, die an bis zu sieben Metern langen Bambusstangen befestigt sind, schneiden Arbeiter die Kokosnüsse aus den Palmkronen. Das erfordert viel Geschick und einiges an Kraft.

Palmkletterer

Sind die Palmen höher, hilft nur klettern. Palmkletterer sind gesuchte und gut bezahlte Spezialisten, die eine ausgezeichnete Körperbeherrschung mitbringen müssen. Sie erklimmen bis zu 40 Palmen an einem Tag.

Affen

Mancherorts werden dressierte Affen zur Kokosernte eingesetzt. Naturland verbietet das aus Tierschutzgründen bei seinen Lizenznehmern und setzt stattdessen auf fair bezahlte Arbeiter.