Porträts von Naturland Partnern

Hoffnungstaler Werkstätten


Als eine der Hoffnungstaler Werkstätten hat sich die Bio-Molkerei in einen neuen Markt vorgewagt: Etwa 50 Prozent ihres Umsatzes erzielt sie inzwischen über die Außer-Haus-Verpflegung und erreicht mit Lobetaler Bio Milchprodukten Kitas, Schulen, Gastronomie und Hotellerie vor den Toren der Bundeshauptstadt. Damit hatte der Naturland Partner keinen leichten Stand während des Lockdowns – und dennoch sieht die Bilanz gut aus.

Lobetaler Bio steht stabil auf zwei Standbeinen

Gerade in Großstädten essen viele Menschen kaum noch zu Hause. Gleichzeitig wünschen sie sich zunehmend ökologisch und regional erzeugte Lebensmittel, die „to go“ oder für den Verzehr vor Ort zubereitet werden. In der Gastronomie und in der Gemeinsschaftsverpflegung wächst daher das Interesse an Lieferpartnerschaften, denen Lobetaler Bio noch einen sozialen Mehrwert hinzufügt: In der Hoffnungstaler Bio-Molkerei arbeiten nämlich Menschen mit Behinderungen und stellen Produkte wie Trinkmilch, Quark, süße und saure Sahne, Frucht- und Naturjoghurt sowie Ayran in Naturland Qualität her.

Besonders wächst der Bedarf dafür derzeit an den Berliner Grundschulen, in denen der Anteil von Bio-Lebensmitteln nach einem Beschluss des Senats von 30 auf 50 Prozent erhöht werden soll. Caterer, die mit ihrem Verpflegungskonzept darüber liegen und noch dazu verbandszertifizierte Zutaten verwenden, erhalten zusätzliche Punkte und damit Vorteile bei der Vergabe. Den steigenden Stellenwert von gastrotauglichen Bio-Produkten erlebt der Naturland Partner deutlich, seit Restaurants und Schulen wieder ihre Türen öffnen dürfen.

Aktuell verarbeitet die Lobetaler Molkerei pro Jahr drei Millionen Kilogramm Rohmilch aus dem eigenen Milchviehbetrieb, der 2008 nach den Naturland Richtlinien umgestellt wurde, und von zwei Naturland Höfen aus der direkten Region. Schon jetzt wären in Bernau allerdings die Kapazitäten vorhanden, um die Produktionsmenge auf ganze sechs Millionen Kilogramm zu verdoppeln.

„Im Gegensatz zu anderen Molkereien liegt unser Augenmerk nicht auf maximaler Absatz- und Umsatzsteigerung“, erklärt Reinhard Manger. „Denn schließlich steht bei den Hoffnungstaler Werkstätten die Rehabilitation und berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderungen im Mittelpunkt.“ Als gemeinnützige GmbH haben die Hoffnungstaler Werkstätten die rechtliche Besonderheit, dass ihre Gewinne im Sinne der Satzung reinvestiert werden müssen. Um schwarze Zahlen schreiben und weitere Arbeitsplätze schaffen zu können, spielen die Marktfähigkeit und der Markterfolg der Produkte natürlich trotzdem eine wichtige Rolle. Dass in seinem Team vor allem Mitarbeitende mit geistigen, seelischen und körperlichen Einschränkungen oder Suchterkrankungen arbeiten, erlebt Reinhard Manger nicht als hinderlich, sondern ganz im Gegenteil äußerst positiv: Durch die klare Aufgabendefinition werden die Tätigkeiten aus seiner Sicht ebenso kompetent und selbständig ausgeführt wie in anderen Betrieben, und auch ein flexibles Eingehen auf veränderte Marktlagen ist jederzeit möglich.

Als die Umsätze der Bio-Molkerei im AHV-Bereich durch die temporäre Schließung von Kitas, Schulen, Betriebskantinen, Hotels und Restaurants dramatisch einbrachen, wuchsen sie umso mehr im Lebensmitteleinzelhandel. Was entgegen den sonstigen Gewohnheiten der Berliner:innen nicht außer Haus verzehrt werden konnte, wurde also stattdessen für zu Hause im Laden eingekauft. Entsprechend mussten die Produktionsmengen von Großgebinden und haushaltsgerechten Verpackungseinheiten bedarfsgerecht angepasst werden. Das hat nicht nur erfolgreich funktioniert, sondern bewiesen, wie wichtig zwei Standbeine gerade in herausfordernden Zeiten sein können.

  • Hoffnungstaler Werkstätten gGmbH
  • Sydower Feld 1
  • 16359 Biesenthal